Dies ist die goldene Grundregel des klassischen Musikjournalismus: Kommentiere niemals und keinesfalls einen Blogpost auf Slipped Disc. Tu es nicht. Denk nicht einmal daran. Lies den Blog und die Kommentare, wenn es unbedingt sein muss, aber erliege nicht der Versuchung, selbst deinen Senf dazuzugeben. Mache es lieber wie Norman, der niemals seine eigenen Beiträge kommentiert (und auch sicherlich nicht auf diesen Post reagieren wird). Folge diesem Rat und halte dich von einem ganzen Haufen Peinlichkeiten fern. Ich danke für deine Aufmerksamkeit!
Neue Erkenntnisse aus München
Ich halte diesen Artikel nicht für ein besonders gelungenes Beispiel journalistischer Arbeit, aber zumindest zeigt er das schier unglaubliche Ausmaß von sexuell anstößigem und missbräuchlichem Verhalten, das aller Wahrscheinlichkeit nach über Jahrzehnte von einigen Professoren der Hochschule für Musik und Theater München an den Tag gelegt worden ist. Auf mich wirkt dieser Vorgang wie ein Scheitern auf allen Ebenen der akademischen Selbstverwaltung – hätte ich das zweifelhafte Vergnügen, an dieser Institution zu arbeiten, würde ich umgehend kündigen. Wenn sich auch nur die Hälfte der besagten Anschuldigungen als zutreffend erweist, sollte die zuständige Landesbehörde einen Untersuchungsausschuss einsetzen und, falls es der Hochschule auch in Zukunft nicht zu verhindern gelingt, dass ihre Studierenden und Mitarbeiter zu Opfern von Sexualstraftaten werden, in letzter Konsequenz deren Schließung erwirken.
Sonatentheorien des Ostens
Gerade habe ich einen Aufsatz über historische Theorien der Sonatenform in Russland und der frühen Sowjetunion beendet. Eine spannende Untersuchung liegt dem Text zu Grunde: Nachdem im späten 19. Jahrhundert zunächst vorrangig Übersetzungen und Adaptionen westeuropäischer Lehrbücher von Hugo Riemann, Ludwig Bussler und Ebenezer Prout verwendet wurden, bereiteten die Beiträge russischer Autoren wie Anton Arenskij, Sergej Taneev, Georgij Katuar und Boris Asaf’ev nach und nach den Weg für eigenständigere Ansätze, in denen das traditionelle Formmodell der Sonate sowohl als Paradigma der Kompositionslehre als auch der Analyse von Musik angesehen wurde. Der Text wird, so hoffe ich, demnächst in der ZGMTH, dem Periodikum der Gesellschaft für Musiktheorie, erscheinen.
Zurück zu den Wurzeln
Ich habe heute zum ersten Mal einen Vortrag über Techno-Musik gehalten und es sehr genossen, mit einem Publikum aus Musiktheoretikern einen popularmusikalischen Gegenstand zu erörtern. Es ging um Titel, die mich in als Jugendlicher in den 1990er Jahren – zu einer Zeit, da ich für eine aktive Teilhabe an der Clubkultur noch zu jung war – völlig geflasht haben: die faszinierenden Produktionen der ehemaligen Rave-Formation RMB, deren Tracks meine eigenen bescheidenen Versuche, elektronische Tanzmusik zu produzieren, nachhaltig beeinflusst haben und mich auch heute noch begeistern. Herzlichen Dank an Rolf Maier-Bode, der bereitwillig meine Fragen zur Rolle der Filmdialog-Zitate in seiner Musik beantwortet hat.
Stelle in Düsseldorf
Diese Woche werde ich eine neue Stelle als Dozent für Musiktheorie am musikwissenschaftlichen Institut der Robert Schumann Hochschule Düsseldorf antreten und bin hochgradig gespannt auf diese neue Herausforderung. Ich werde für das künstlerische Lehrangebot im Rahmen des Bachelor-Ergänzungsfachs Musikwissenschaft der Heinrich Heine Universität Düsseldorf verantwortlich sein, darunter Seminare und Übungen in satztechnischen Grundlagen, Formenlehre, Klavierpraxis und Propädeutik der Musiktheorie. Einstweilen werde ich weiterhin in Berlin leben und für zwei Tage die Woche nach Düsseldorf pendeln.