<span class="vcard">Wendelin Bitzan</span>
Wendelin Bitzan

Make Sternzeichen Great Again

Einige von euch haben vielleicht von dem Pianisten Stefan Mickisch gehört, der für seine Gesprächskonzerte und Operneinführungen bekannt ist, in deren Rahmen er die Tonarten des Quintenzirkels den zwölf Tierkreiszeichen zuordnet. In einer vor wenigen Tagen veröffentlichten Konzertankündigung preist Mickisch seine eigene Theorie in blumigen Worten an und stellt sich selbst als den Verkünder einer absoluten musikalischen Wahrheit dar, die er »vollkommen durchmessen« habe. Auf mich wirken seine Schlüsse selbstreferentiell und voreingenommen, und ich neige dazu, sie in Ermangelung tragfähiger philologischer Grundlagen als pure Spekulation zu erachten. Nachdem ich dem Pianisten auf seinem Facebook-Profil einige Fachfragen gestellt hatte, die er wohlwollend (obschon inkonsistent) beantwortete, äußerte ich meine Skepsis in deutlicheren Worten. Darauf reagierte er unvermittelt schroff und aggressiv, titulierte mich als »seltenenen Trottel«, der »Idiotien von sich gebe« (siehe Screenshot), und forderte mich auf, die Klappe zu halten. Anschließend suchte er alle meine öffentlichen Profile und Seiten auf, um dort diffamierende Trollkommentare zu hinterlassen. Noch eindrucksvoller als auf diese unsouveräne Weise hätte er über die Abgründe seines Charakters kaum Auskunft geben können.

Missstände beim DTKV Berlin

In den letzten Jahren hat es im Landesverband Berlin des Deutschen Tonkünstlerverbands mehrere Fälle von drastischem Kommunikationsversagen und Fehladministration gegeben. Derzeit will der geschäftsführende Vorstand ein engagiertes Mitglied ausschließen, dessen angebliches Vergehen darin besteht, strukturelle Reformen angeregt und die Allgemeinheit auf Missstände in der Verbandsführung hingewiesen zu haben. Wenn ihr Mitglied im DTKV Berlin seid, dann erscheint bitte zur kommenden Mitgliederversammlung am 26. November 2018, 10 Uhr, im Studio Schillerstraße 64 in Berlin-Charlottenburg; dort könnt ihr gegen diese Vorgänge protestieren und sie gegenüber der aktuellen Verbandsführung anfechten. Nutzt die Gelegenheit, etwas zu unternehmen, wenn ihr euch für eine starke berufsständische Vertretung der Berliner Musikerszene einsetzen wollt!

Metner-Festival Berlin

Es ist mir ein unaussprechliches Vergnügen, das erste der Musik Nikolaj Metners gewidmete Festival in Deutschland ankündigen zu dürfen, das in der kommenden Woche unter dem Namen medtner classics in Berlin stattfinden wird – mit sechs Konzerten und weiteren Veranstaltungen vom 29. Oktober bis zum 3. November 2018. Ich habe die besondere Ehre, durch das Programm des Eröffnungskonzerts und Abschlusskonzerts führen zu dürfen und zudem in einem Lecture Recital zugleich als Interpret und Musikforscher in Erscheinung zu treten. Am 1. Oktober, 18 Uhr, werde ich in der Villa Oppenheim meine Überlegungen zu Metners Sonate-Elegie op. 11 Nr. 2 präsentieren und an einer Podiumsdiskussion mit Musikwissenschaftler_innen und Historiker_innen zur Berliner Zeit des Komponisten teilnehmen. Anschließend werde ich mit der Sopranistin Anna Hofmann Metners selten gespielte Sonate-Vocalise op. 41 Nr. 1 zur Aufführung bringen. Auf der Webseite der Internationalen Nikolaj Metner Gesellschaft sind weitere Informationen zum Programm des Festivals zu finden. Herzliche Einladung an alle – der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei!

Musikstudium ›zweiter Klasse‹

Die derzeitige Artikelreihe im VAN Magazin über die Zukunft des Musikstudiums in Deutschland erreicht durch den zuletzt veröffentlichten Text eine neue Ebene. In ihrem Folgeartikel zu den Beiträgen von Clemens Thomas, Heinz Geuen, Esther Bishop und mir steuert Judith Gerhardt nun die Perspektive einer Instrumentalpädagogik-Studierenden der Universität der Künste Berlin bei und konzentriert sich auf das unfaire Missverhältnis zwischen Solistenausbildung (die an den Institutionen eine deutlich stärkere Förderung und Außenwirkung genießt) und Musikpädagogik (ein Studiengang, der häufig als untergeordnet und weniger repräsentativ begriffen wird, ungeachtet seiner deutlich höheren sozialen und politischen Relevanz). Einmal mehr wird deutlich, dass ein Paradigmenwechsel überfällig und unausweichlich ist – und nachdem Studierende und Musiker_innen wiederholt ihren Unmut mit dem bestehenden System zum Ausdruck gebracht haben, ist es nun an der Zeit, dass Hochschulleitungen und Bildungspolitik klar Position beziehen und zu erörtern beginnen, auf welche Weise die professionelle Musikausbildung reformiert und neu organisiert werden kann.

Der Gipfel sexistischer Musikpublizistik

Erst kürzlich bin ich auf einen Text von Damian Thompson aus dem Jahr 2015 gestoßen, der von der Voraussetzung ausgeht, Frauen könnten grundsätzlich weniger gut komponieren als Männer. Es fällt schwer zu glauben, dass es sich bei dem Artikel tatsächlich um das beleidigende, eklatant misogyne Geschwafel handelt, das er zu sein scheint; hat sich irgendwo eine Ironie versteckt, die ich nicht verstanden habe? Ich tendiere zu der ersteren Annahme. Das einzig Gute an diesem musikjournalistischen Totalausfall ist, dass der Autor sich umgehend als ignoranter Vollpfosten entlarvt, dessen Sermon zweifelsfrei offenbart, dass er nicht die leiseste Ahnung hat, was Etikettierungen wie ›gut‹ oder ›schlecht gemacht‹ in einem musikalischen Kontext überhaupt bedeuten können. Zudem besitzt er weder die intellektuelle Kapazität, darüber zu urteilen, ob und unter welchen Umständen Urteile wie ›großartig‹, ›genial‹ oder ›erstklassig‹ (meine Übersetzungen) überhaupt in akzeptabler Weise für Musik verwendet werden können, noch ist er sich der mangelnden Aussagekraft seines antiquierten Vokabulars bewusst. Überdies präsentiert er kein einziges Argument, das seine prahlerische Eingangsthese (»Es gibt keine guten Komponistinnen«) stützen könnte. Selbst dann, wenn offener Sexismus in einer solch erbärmlichen Form daherkommt, so glaube ich doch nicht, dass der Urheber einfach als Troll abgetan und ignoriert werden sollte, sondern dass Widerspruch notwendig ist – und obwohl der Text bereits drei Jahre alt ist, so möchte ich doch dazu beitragen, dass der Name des Autors künftig stets mit diesem atemberaubenden Bockmist in Verbindung gebracht werde.