Wendelin Bitzan

Wendelin Bitzan

Nikolaj Metner 140

Eigentlich lege ich keinen großen Wert auf Jubiläen, und den bevorstehenden Feierlichkeiten zum Thema BTHVN 2020 sehe ich weitgehend gleichgültig entgegen. Dennoch wäre es wahrscheinlich überraschend, wenn ich ausgerechnet den heutigen Tag unkommentiert verstreichen ließe, an dem sich der Geburtstag Nikolaj Karlovič Metners zum 140. Male jährt. Herzlichen Glückwunsch, mein Wertester! Eure Musik ist mir ein immerwährender Quell der Inspiration und wird mir auch in Zukunft reiche Momente der Leidenschaft, Freude und äußersten Glückseligkeit verschaffen. Ich wage zu hoffen, dass Ihr das folgende Machwerk hättet billigen und zum Zeichen meiner Ehrerbietung nehmen mögen, das ich vor zwei Jahren kreierte und hier nun als posthumes Geburtstagsgeschenk präsentiere – ich entnahm die eingängigsten Weisen aus Eurer C-Dur-Sonate op. 11 Nr. 3, versah sie mit einer englischen Übersetzung der von Euch so geschätzten Lyrik Goethes, die Ihr dem Werk als Motto voranstelltet, und verschmolz diese Zutaten zu einer Jazzballade namens Aussöhnung. Wenn diese Kleinigkeit keinen anderen Zweck erfüllt als der Gemeinde Eurer Bewunderer ein bescheidenes Vergnügen zu bereiten, so werde ich froh und zufrieden sein.

Grüße zum Jahreswechsel

Schöne Feiertage euch allen, was auch immer ihr in diesen Tagen feiert! Zum Jahresende möchte ich eine Kleinigkeit mit euch teilen: den Konzertmitschnitt von einer aktuellen Aufführung meiner Musik. Petra Vidmar und Erazem Grafenauer vom Duo Xylocorda präsentieren hier meine Duo-Komposition Am Waldesrand für Gitarre und Marimbaphon, die im Oktober 2019 als Teil eines Konzerts im Rathaus von Ljubljana erklungen ist. In der Hoffnung, dass ihr dieser Darbietung mit ebenso viel Freude lauschen möget wie ich, hoffe ich auf baldige Begegnungen im Jahr 2020.

Zeit für einige Geständnisse

(1) Ich esse zuviel und schlafe zuwenig.
(2) Ich sollte mich mehr bewegen, anstatt Sport im Internet zu schauen.
(3) Ich liebe meinen Job und habe kein Problem damit, für eine gewisse Zeit zum Arbeitsplatz zu pendeln, allerdings fliege ich zu häufig. Das ist ein moralisches Dilemma. Ich würde zweifellos die Bahn nehmen, wenn diese eine pünktliche, verlässliche und bezahlbare Alternative wäre – leider trifft keines dieser Kriterien zu. Zugtickets von Berlin nach Düsseldorf kosten durchschnittlich 70 € (Sparangebote sind in den frühen Morgenstunden, wenn ich abfahren müsste, sehr selten). Die Reisezeit beträgt etwa 5 Stunden von Tür zu Tür; da aber zwei von drei Zugverbindungen durch das Ruhrgebiet deutlich verspätet sind, stellt dies kaum eine empfehlenswerte Option dar, angesichts des Umstands, dass ich mittags beginnen muss, um mein Lehrdeputat zu schaffen. Mein Arbeitgeber erstattet keine Fahrtkosten, so dass ich trotz meiner Abneigung gegen Flughäfen und Flugzeuge darauf angewiesen bin, so günstig wie möglich statt nachhaltig zu reisen. Der Flugpreis bei Eurowings beträgt 29 bis 39 € für die gleiche Strecke bei einer Reisezeit von weniger als dreieinhalb Stunden (solange der Flughafen Tegel noch in Betrieb ist, wohlgemerkt). Seit ich vor knapp zwei Jahren Berufspendler wurde, bin ich nicht ein einziges Mal zu spät gekommen.

Dies zeigt nicht in erster Linie, dass ich ein sorgloser Opportunist bin (was manche Leute behaupten mögen). Vielmehr deutet dieses Beispiel darauf hin, dass die neoliberale deutsche Verkehrspolitik permanent falsche Anreize für Reisende schafft. Man handelt zu Gunsten der Automobilindustrie (des vermeintlichen ›Rückgrats‹ unserer Wirtschaft), während der fortschreitenden Herunterwirtschaftung des Personenverkehrs der Bahn nicht etwa durch geeignete Maßnahmen Einhalt geboten, sondern noch Vorschub geleistet wird. Es scheint politischer Wille zu sein, dass Bahnfahren teurer und unzuverlässiger ist als Fliegen. Mir fehlt leider die Phantasie, auf welche Weise sich dieser Zustand zukünftig verbessern könnte, freue mich aber wie stets über eure Meinungen und Ideen.

Tonkünstlerverband im Tiefschlaf

Seit der Mitgliederversammlung vor fünf Wochen ist der DTKV Berlin, die berufsständische Vertretung der Berliner Musikerinnen und Musiker, inaktiv. Der neu gewählte geschäftsführende Vorstand und der neue Vorsitzende Detlef Bensmann sind bisher nicht in Erscheinung getreten. Die Onlinepräsenzen des DTKV Berlin sind nicht aktuell: Die Webseite listet nach wie vor den alten Vorstand auf, und auch die SocialMedia-Accounts des Verbands werden vernachlässigt. Da der Vorstand offenbar keine Notwendigkeit sieht, an die Öffentlichkeit zu treten, seien hier die wichtigsten Informationen zusammengefasst:

Ein musikalischer Abschiedsgruß

Gestern besuchte ich die Abschiedsfeier des ehemaligen Kammerchors der Universität der Künste Berlin, in dem ich während der letzten vierzehn Jahre gesungen und an zahlreichen Aufführungen mitgewirkt habe. Es war eine emotionale und an wertvollen Gesprächen reiche Zusammenkunft derjenigen Sängerinnen und Sänger, die den Chor bis zuletzt begleitet haben. Ich beteiligte mich mit einem Klaviervortrag von Max Regers Nachtlied op. 138 Nr. 3, das ich in einer eigenen, zu diesem Anlass entstandenen Transkription spielte (hier sind die Noten meiner Fassung zu finden, dazu eine Aufnahme des Originalstücks mit dem Kammerchor). Mit dieser Komposition, einem der intimsten und berührendsten Werke des Chorrepertoires, verbinde ich einige unvergessliche Erinnerungen an das Musizieren mit meinen Chorkolleginnen und Kollegen, für die ich zutiefst dankbar bin.