Wendelin Bitzan

Wendelin Bitzan

Kooperation und Konkurrenz

Derzeit arbeite ich an einem Artikel über die Beziehung zwischen den akademischen Disziplinen Musikwissenschaft und Musiktheorie im weiteren Sinne. Der Schwerpunkt der Darstellung wird auf verschiedenen Aspekten von Kooperation / Kollaboration bzw. Konkurrenz zwischen den beiden Gebieten und deren möglichen Manifestationen liegen. Falls ihr in eurer Arbeit bestimmte Vorkommnisse, Projekte, Arbeitsverhältnisse oder strukturelle Gegebenheiten erlebt habt, die geeignet sind, die genannten Verhältnisse näher zu beleuchten, und eure Einblicke und Einsichten teilen wollt, freue ich mich über eine Nachricht! Meine Perspektive ist hauptsächlich auf die Situation und akademische Tradition in Deutschland bezogen; Beobachtungen und Erfahrungen aus anderen Staaten sind mir aber ebenso willkommen.

Online-Vorbereitungskurs Musiktheorie

Demnächst biete ich erneut einen Online-Vorbereitungskurs für Eignungsprüfungen in Musiktheorie an Hochschulen in Nordrhein-Westfalen an, organisiert vom Deutscher Tonkünstlerverband NRW. Wenn ihr Schüler*innen oder Studierende habt oder kennt, die sich in Detmold, Düsseldorf, Essen, Köln oder Münster bewerben möchten, weist sie gern auf das Angebot hin!

» Donnerstag und Freitag, 16.–17. Mai 2024, 15–19 Uhr
» online via Zoom | Kursgebühr: 65 EUR
» Link zum Anmeldeformular

Aufführungen durch junge Harfenist:innen

Meine Komposition Lied ohne Worte für Harfe solo wird als Pflichtstück beim 10. Wettbewerb des Verband der Harfenisten Deutschland erklingen, der vom 1.–5. Mai 2024 in der Thüringer Landesmusikakademie Sondershausen stattfindet. Falls Ihr in der Gegend seid, schaut gern vorbei! Das Stück wird am 4. Mai, 9–16 Uhr von etwa 15 jungen Teilnehmer:innen im Alter zwischen 10 und 12 Jahren dargeboten werden.

Gedanken zur Musikgenerierung mit KI

Bislang besitzt künstliche Intelligenz, die auf die Produktion von ›Musik‹ ausgelegt ist, aus meiner Sicht keine maßgebliche Bedeutung, die über bloße Spielerei hinausgeht. In den Bereichen, die mich als Lehrenden und Musikforscher am meisten interessieren – historische Satzlehre, Analyse mit Hilfe von Strategien aus der Entstehungszeit der Musik, Methodik des Musiktheorieunterrichts – hat KI nicht viel zu bieten. Zudem teile ich nicht die Ansicht, dass menschliche Kreativität potentiell redundanzgefährdet oder in ihrem Stellenwert bedroht sei, wenn es um die Generierung akustischer ›Musikaufnahmen‹ auf Grundlage von historischen Modellen der musikalischen Form, Harmonik und Stimmführung geht. Aus dieser Perspektive sind die Ergebnisse, die ich bisher erlebt habe, größtenteils flach und uninspirierend und lassen eine angemessene Realisierung wesentlicher Stilmerkmale weitgehend vermissen. Während Tools wie Suno oder Udio durchaus beeindruckende Resultate in bestimmten populären Stilistiken liefern können, scheitern sie noch spektakulär an Standardaufgaben der klassischen Satzlehre, wie etwa der Generierung eines dreistimmigen Fugenbeginns oder einer Sonatenexposition mit zwei Themen, modulierender Überleitung und plausibler motivischer Verarbeitung. Siehe diesen Link für ein Ergebnis meiner mühsamen Versuche, Suno den ersten Formteil eines klassischen Klaviersonatensatzes mit Übergang zur Oberquinttonart abzuringen.

Solange textprompt-basierte generative KI-Modelle durch solche offensichtlichen Einschränkungen gekennzeichnet sind, erscheinen sie größtenteils bedeutungslos für die akademische Lehre in den historisch fundierten Teilgebieten der Musiktheorie. Dennoch bin ich gespannt auf die Entwicklungen der nahen Zukunft. Wenn wir uns vorstellen, dass KI in der Lage wäre, etwas zu erzeugen, das wie ein idealtypisches Lehrbuchbeispiel für ein historisches Formmodell klingt – sagen wir, eine 16taktige dreiteilige Liedform oder ein schlichter Menuettsatz mit Reprise des Anfangsthemas –, könnten wir geeignetes Material für die Illustration elementarer Formfunktionen gewinnen, in Ermangelung tatsächlich existierender Musikbeispiele repräsentiert durch eine KI-Produktion, die lediglich das Modell abbildet, ohne dabei einen kompositorischen Personalstil auszuprägen. Wenn wir dieses Produkt dann mit einem tatsächlichen Werkbeispiel konfrontieren, das auf dem gleichen Formmodell basiert, aber die Gesetzmäßigkeiten des Idealtyps in vielerlei Hinsicht individualisiert oder überschreitet und erst dadurch als kreative Schöpfung erscheint, könnte ein solcher Vergleich tatsächlich einen produktiven Mehrwert bieten, indem er Studierenden ermöglicht, die Rolle formaler und satztechnischer Schemata für den Entstehungsprozess einer Komposition besser nachvollziehen und bewerten zu können.

Streaming Releases #6–9

Einige weitere Veröffentlichungen meiner Musik sind nun auf mehreren Streamingportalen verfügbar, darunter die folgenden Kompositionen:

  • Marschburleske für Trompete und Klavier (2008) in einer Aufnahme mit Christian Syperek, dem Interpreten der Uraufführung
  • Nachtwächtergesänge, ein Liederzyklus nach Gedichten von Helga Simon (2007), dargeboten durch die Sängerin Diva Corah Davis
  • Nachtgirlande (2007), eine lyrische Szene in der Fassung für Theremin und Klavier, zu hören mit der einzigartigen Carolina Eyck als Solistin und meiner Unterstützung
  • Poem für Violine und Klavier (2006), wunderschön interpretiert von Myvanwy Penny

Ich werde nach und nach noch weitere Tonaufnahmen aus den letzten beiden Jahrzehnten bereitstellen. Falls ihr an einem der Stücke Gefallen finden solltet, bringt dies gern durch ein Like oder die Hinzufügung zu einer Playlist zum Ausdruck!