Wendelin Bitzan

Wendelin Bitzan

Nachruf auf Lajos Papp

Gestern hat mich die traurige Nachricht vom Tode meines ehemaligen Lehrers Lajos Papp (1935–2019) erreicht, der einflussreichsten Persönlichkeit in der Musikausbildung meiner frühen Jugendzeit. Als Komponist und hingebungsvoller Klavierpädagoge, der über Jahrzehnte an der Musikschule Oldenburg beschäftigt war, hat Papp meine künstlerische Persönlichkeit in entscheidendem Maße geprägt, und ich schätze mich glücklich, sein Schüler gewesen zu sein. Auch wenn das Unterrichtsverhältnis nur etwa drei Jahre gedauert hat, zehre ich nach wie vor von seiner undogmatischen und einfühlsamen Haltung und seiner Fähigkeit, die Kreativität und das musikalische Erleben der Schüler_innen individuell zu fördern, und erkenne seinen Einfluss in meiner eigenen Lehr- und Musiziertätigkeit wieder. In Debrecen geboren, war Papp in der Tradition der ungarischen Musikausbildungstradition verwurzelt und machte mich mit den Werken Béla Bartóks sowie mit seinen eigenen Kompositionen vertraut, die für mich bis heute eine Quelle der Inspiration darstellen. Möge er in Frieden ruhen, und möge seine unverwechselbare Lehrmethodik auch weiterhin die Ausbildung vielversprechender junger Musiker_innen prägen!

Unterrichten am Rhein

Mein zweites Semester als Dozent für Musiktheorie an der Robert Schumann Hochschule Düsseldorf ist fast beendet. Die allermeisten meiner Studierenden im Ergänzungsfach Musikwissenschaft sind kommunikativ und hoch motiviert, und durch ihre scharfsinnigen Nachfragen und Kommentare haben sie einen großen Anteil daran, dass mir das Unterrichten zu einem Vergnügen wird. Derzeit korrigiere ich eine Reihe von Kontrapunkt- und Generalbass-Arbeitsblättern, bevor ich mich der Vorbereitung der bevorstehenden Klausuren und mündlichen Tests widmen werde – 40 Kandidat_innen im musiktheoretischen Propädeutikum erwarten demnächst ihre Modulabschlussprüfungen.

Mitschnitte vom Metner-Festival

Ich freue mich, die letzten Ergebnisse meiner verhältnismäßig seltenen, aber um so leidenschaftlicheren Konzerttätigkeit am Klavier mit euch teilen zu können. Hier sind zwei Tondokumente meiner Beschäftigung mit Nikolai Metners Klavier- und Kammermusik; sie entstammen dem Mitschnitt eines Konzertes im November 2018 in der Villa Oppenheim Berlin, das im Rahmen des ersten ausschließlich der Musik Metners gewidmeten Festivals im deutschsprachigen Raum stattfand. Beide Kompositionen gehören in meinen Augen zu den herausragendsten musikalischen Leistungen Metners: Die Sonate-Vocalise op. 41 Nr. 1, ein bemerkenswertes Beispiel seines Umgangs mit der textlosen Singstimme, nimmt eine einzigartige Position in der Gattungsgeschichte ein, während die Sonate-Elegie op. 11 Nr. 2 sich durch ihre pionierhafte Formarchitektur von den meisten anderen einsätzigen Klaviersonaten des frühen 20. Jahrhunderts abhebt. Bei den Aufnahmen handelt es sich um zurückhaltend nachbearbeitete Live-Mitschnitte, die nicht den Anspruch technischer Vollkommenheit erfüllen. Dennoch schätze ich mich glücklich, meine Forschung zu Metner mit dem intensiven Studium seiner Musik verbinden und seine Musik auch aus der Perspektive des Interpreten beleuchten zu können. Besonderer Dank geht an die Sopranistin Anna Hofmann, die das Konzert durch ihre berührende Darbietung zu einer meiner schönsten Erinnerungen auf der Bühne werden ließ, und ich hoffe, dass euch diese Musik ebenso beglücken wird wie mich.

Sangesseligkeit

Heute hat mein bezauberndes Töchterlein ihr erstes Solo gesungen – in einem Weihnachtskonzert des Berliner Mädchenchores, mit dem sie in der Lindenkirche Berlin den Titel »Schläft ein Lied in allen Dingen« (in einer Fassung von Ernst Wieblitz) zur Aufführung brachte. Herzlichen Dank an Eleni Irakleous, Stelios Chatziktoris und Sabine Wüsthoff für die Gestaltung dieses wunderbaren und bewegenden Konzertprogramms!

Make Sternzeichen Great Again

Einige von euch haben vielleicht von dem Pianisten Stefan Mickisch gehört, der für seine Gesprächskonzerte und Operneinführungen bekannt ist, in deren Rahmen er die Tonarten des Quintenzirkels den zwölf Tierkreiszeichen zuordnet. In einer vor wenigen Tagen veröffentlichten Konzertankündigung preist Mickisch seine eigene Theorie in blumigen Worten an und stellt sich selbst als den Verkünder einer absoluten musikalischen Wahrheit dar, die er »vollkommen durchmessen« habe. Auf mich wirken seine Schlüsse selbstreferentiell und voreingenommen, und ich neige dazu, sie in Ermangelung tragfähiger philologischer Grundlagen als pure Spekulation zu erachten. Nachdem ich dem Pianisten auf seinem Facebook-Profil einige Fachfragen gestellt hatte, die er wohlwollend (obschon inkonsistent) beantwortete, äußerte ich meine Skepsis in deutlicheren Worten. Darauf reagierte er unvermittelt schroff und aggressiv, titulierte mich als »seltenenen Trottel«, der »Idiotien von sich gebe« (siehe Screenshot), und forderte mich auf, die Klappe zu halten. Anschließend suchte er alle meine öffentlichen Profile und Seiten auf, um dort diffamierende Trollkommentare zu hinterlassen. Noch eindrucksvoller als auf diese unsouveräne Weise hätte er über die Abgründe seines Charakters kaum Auskunft geben können.