Wendelin Bitzan

Wendelin Bitzan

Ein kleiner Beitrag über DSCH-Passacaglias

Meine Untersuchung der Passacaglien der 1940er Jahre von Dmitrij Schostakowisch, ein Tagungsbeitrag von vor zwei Jahren, ist nun im 13. Band der Schostakowitsch-Studien erschienen, herausgegeben durch Bernd Feuchtner. Der Beitrag enthält Erörterungen der Passacaglia-Sätze aus der achten Symphonie op. 65, dem zweiten Klaviertrio op. 67, dem dritten Streichquartett op. 67 und dem ersten Violinkonzert op. 77. Hinter diesem Link gibt es weitere Informationen über das Buch.

Jubiläumskonzert des Vokalsystems

Ich freue mich, am kommenden Wochenende erneut mit dem Vokalsystem Berlin, Johannes David Wolff und Lidia Kalendareva aufzutreten. Zum zehnjährigen Bestehen des Chores präsentieren wir an zwei Konzertabenden ein vielseitiges Programm mit Musik von Johannes Brahms, Max Reger, Ralph Vaughan Williams und Ēriks Ešenvalds, außerdem eine neue Komposition von Yannick Wittmann, Lidias eigene Vokalise und den beeindruckenden Zyklus The Passing of the Year von Jonathan Dove. Wenn ihr in der Nähe seid, kommt gern in der Heilig-Kreuz-Kirche in Berlin-Kreuzberg vorbei.

» Freitag, 14. Juli 2023, 20 Uhr
» Samstag, 15. Juli 2023, 18 Uhr
» Eintritt 12 € / ermäßigt 8 €

Von Schönheiten, Küssen und Nachtigallen

Die wahrscheinlich berühmteste Komposition weiblicher Autorschaft ist, auch wenn dies sich der Kenntnis vieler klassischer Musiker*innen entzieht, das Lied Bésame mucho der mexikanischen Komponistin und Pianistin Consuelo Velázquez (ca. 1916–2005). Es wurde Mitte der 1930er Jahre geschrieben und entwickelte sich in der Folgezeit zu einem weltweiten Erfolg durch alle Stilrichtungen und Gattungen. Die Melodie des Refrainbeginns basiert mutmaßlich auf einem Klavierstück des katalanischen Komponisten Enrique Granados, Quejas, ó la maja y el ruiseñor aus dem Zyklus Goyescas von 1911, das einige Jahre später für die gleichnamige Oper zu einer Arie umgearbeitet wurde. Consuelito, wie sie ihre Familie und Freunde nannten, textierte die Melodie, versah sie mit einem entspannten Bolero-Rhythmus und transformierte sie in ein regelmäßiges periodisches Thema, wobei ihre melancholische Grundstimmung und die phrygisch inspirierte Harmonisierung beibehalten wurden.

Amy Beachs instrumentale Kantilenen

Ich möchte einige der Erkenntnisse aus meinem Analyseseminar zur Musik von Amy Beach mit euch teilen, zusammen mit einer Anzahl von Hörempfehlungen. Mehr zu diesem Thema wird im Rahmen des diesjährigen Kongresses der Gesellschaft für Musiktheorie vom 22.–24. September 2023 in Freiburg zu erleben sein.

Ein zentrales Merkmal von Amy Beachs kompositorischem Ansatz ist die Verarbeitung oder Wiederaufnahme von Vokalmusik in ihren Instrumentalwerken, etwa in Gestalt von Passagen oder Fragmenten aus früher komponierten Liedern oder durch die Verwendung von Volksmelodien. Dies geht über ähnliche Tendenzen im Schaffen von Schubert, Mendelssohn, Brahms oder Mahler hinaus – ich tendiere zu der Feststellung, dass ein signifikanter Anteil von Beachs instrumentalen Kantilenen aus Vokalmusik abgeleitet ist, also der Strategie »the song writ large« entspricht, wie Adrienne Fried Block es formulierte. Dies zeigt sich etwa in den langsamen Sätzen aus dem Klavierkonzert op. 45 (eine Transformation des Liedes Twilight op. 2 Nr. 1) und aus dem Klaviertrio op. 150 (der auf der Heine-Vertonung Allein op. 35 Nr. 2 basiert). Volksthemen werden integriert in Werken wie der Gaelic Symphony op. 32 (in der drei der vier Sätze irische Lieder verarbeiten), den Variationen über Balkanthemen op. 60 (in denen serbische und mazedonische Melodien verwendet werden) oder dem einsätzigen Streichquartett op. 89 (das auf Inuit-Melodien basiert), um eine ursprüngliche Atmosphäre, häufig in modaler harmonischer Färbung, zu erzeugen. Dies sind nur die auffälligsten Beispiele einer faszinierenden kompositorischen Strategie, die ich in den nächsten Wochen noch genauer untersuchen möchte.

Fachdiskussion über vorhochschulische Musiktheorie

Ich freue mich, ein von der Gesellschaft für Musiktheorie und der britischen Society for Music Analysis gemeinsam veranstaltetes Online-Panel in englischer Sprache ankündigen zu können, an dessen Organisation ich beteiligt bin. Die Fachdiskussion trägt den Titel »Essentials or Preliminaries? Perspectives on Pre-University Music Theory« und findet im Rahmen des Zoom Colloquium der SMA und der International Music Theory Lectures der GMTH statt. Rebekka Albrecht, Esther Cavett, Laura Krämer, James Olsen, Mark Richards und Kenneth Smith werden ihre Sichtweisen als Forschende und Lehrende an allgemeinbildenden Schulen, Musikschulen und Hochschulen beisteuern. Ich bin gespannt auf den Gedankenaustausch am Donnerstag, 1. Juni, um 19:30 Uhr MESZ (18:30 Uhr BST), zu dem alle Interessierten herzlich eingeladen sind. Weitere Informationen über die Beteiligten und der Zoom-Link sind auf dieser Webseite und auch auf dieser Webseite zu finden.