Teaching
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Diversität bei Kompositionslehrkräften

Eine Leseempfehlung: In der Zeitschrift der Gesellschaft für Musiktheorie (ZGMTH) ist eine beachtenswerte Untersuchung zur Unterrepräsentanz weiblichen und nicht-binären Lehrpersonals in den Fächern Komposition, Elektroakustische Komposition und Musiktheorie an deutschen Musikhochschulen veröffentlicht worden. Die Autorinnen Irene Kletschke und Kirsten Reese beschränken sich nicht auf eine Darstellung der Problemlage und deren Ursachen, sondern geben außerdem Anregungen, wie man die Situation optimieren könnte. Dabei fordern sie nicht etwa eine Frauenquote, sondern schlagen eine Reihe von Maßnahmen vor, um die Angelegenheit auf struktureller Ebene und in der akademischen Selbstverwaltung zu behandeln. Ich hoffe, dass diese Überlegungen von Dekanaten, Hochschulleitungen und bildungspolitischen Entscheidungsträger_innen wahrgenommen werden.

Lehre aus der Ferne

Ein ungewöhnliches und nachgerade verwirrendes Semester hat an der Robert Schumann Hochschule Düsseldorf begonnen. Die Gebäude sind noch immer geschlossen – das Lehrangebot meines Instituts findet zum größten Teil aber statt, und ich betreue eine Anzahl von Online-Kursen, darunter zwei als Videokonferenzen abgehaltene  Seminare und drei asynchrone Web-Tutorials auf verschiedenen E-Learning-Plattformen. Dank Jeannette Getrost vom Studio Balu habe ich die Möglichkeit, mich in einem vorübergehend nicht genutzten Kursraum einzunisten, um in ruhiger Umgebung meine Webcastings auszusenden, und muss dafür nicht einmal meine Nachbarschaft verlassen. Die Studierenden nehmen die herausfordernden Bedingungen, unter denen Hochschullehre in diesen Tagen stattfindet, zum größten Teil mit bewundernswerter Flexibilität an. Derzeit entwickle ich einige frei zugängliche Tutorials zur Formenlehre und Gehörbildung für die Plattform ELMU, eine von Ulrich Kaiser ins Leben gerufene Open Educational Resource, die ich euch zu erkunden einlade.

Musik von Theoretikern

Kennt ihr Musik von Gioseffo Zarlino, Johann Mattheson oder Heinrich Schenker? Durch das Interesse und die Neugierde meiner Studierenden wurde ich veranlasst, jenseits der altbekannten Traktate und Lehrbücher der europäischen Musikgeschichte noch ein wenig weiter zu stöbern, und stellte fest, dass die meisten der Protagonisten auch durchaus beachtenswerte Komponisten waren. Die hier zusammengestellte Playlist Musik von Theoretikern ist, wenn man so will, ein Beiprodukt eines Seminars zur Geschichte der Musiktheorie, das ich im vergangenen Semester an der Robert Schumann Hochschule Düsseldorf geben durfte. Ich bin überzeugt, dass viele dieser Kompositionen es wert sind, aus den Untiefen der Vergessenheit hervorgeholt zu worden, denen sie anheim gefallen sind – und natürlich gibt es noch viel mehr zu entdecken. Einstweilen hoffe ich, dass ihr an der folgenden Auswahl von Preziosen ebenso viel Freude habt wie ich.

Jugendprojekt in Magdeburg

Ich freue mich, an dem musiktheaterpädagogischen Projekt YOUR_Street.Scene am Theater Magdeburg, das lose auf Kurt Weills Oper Street Scene basiert, beteiligt zu sein. Im Laufe der nächsten Monate werde ich einen Workshop mit Schüler_innen der elften Klasse am Internationalen Gymnasium Pierre Trudeau Barleben leiten, der in eine musikalisch-choreographische Perfomance mündet, welche  im Juli 2020 innerhalb und außerhalb des Magdeburger Opernhauses präsentiert werden wird. Heute hat der Kurs begonnen – die Schüler_innen verfügen über ein vielversprechendes Musikverständnis und gute instrumentale und vokale Voraussetzungen, und ich bin gespannt darauf, Anregungen und Impulse für ihre gemeinsamen Improvisationen und Kompositionen zu geben. Dank an den einfallsreichen Matthias Brandt für das Initiieren dieser Zusammenarbeit!

Zeit für einige Geständnisse

(1) Ich esse zuviel und schlafe zuwenig.
(2) Ich sollte mich mehr bewegen, anstatt Sport im Internet zu schauen.
(3) Ich liebe meinen Job und habe kein Problem damit, für eine gewisse Zeit zum Arbeitsplatz zu pendeln, allerdings fliege ich zu häufig. Das ist ein moralisches Dilemma. Ich würde zweifellos die Bahn nehmen, wenn diese eine pünktliche, verlässliche und bezahlbare Alternative wäre – leider trifft keines dieser Kriterien zu. Zugtickets von Berlin nach Düsseldorf kosten durchschnittlich 70 € (Sparangebote sind in den frühen Morgenstunden, wenn ich abfahren müsste, sehr selten). Die Reisezeit beträgt etwa 5 Stunden von Tür zu Tür; da aber zwei von drei Zugverbindungen durch das Ruhrgebiet deutlich verspätet sind, stellt dies kaum eine empfehlenswerte Option dar, angesichts des Umstands, dass ich mittags beginnen muss, um mein Lehrdeputat zu schaffen. Mein Arbeitgeber erstattet keine Fahrtkosten, so dass ich trotz meiner Abneigung gegen Flughäfen und Flugzeuge darauf angewiesen bin, so günstig wie möglich statt nachhaltig zu reisen. Der Flugpreis bei Eurowings beträgt 29 bis 39 € für die gleiche Strecke bei einer Reisezeit von weniger als dreieinhalb Stunden (solange der Flughafen Tegel noch in Betrieb ist, wohlgemerkt). Seit ich vor knapp zwei Jahren Berufspendler wurde, bin ich nicht ein einziges Mal zu spät gekommen.

Dies zeigt nicht in erster Linie, dass ich ein sorgloser Opportunist bin (was manche Leute behaupten mögen). Vielmehr deutet dieses Beispiel darauf hin, dass die neoliberale deutsche Verkehrspolitik permanent falsche Anreize für Reisende schafft. Man handelt zu Gunsten der Automobilindustrie (des vermeintlichen ›Rückgrats‹ unserer Wirtschaft), während der fortschreitenden Herunterwirtschaftung des Personenverkehrs der Bahn nicht etwa durch geeignete Maßnahmen Einhalt geboten, sondern noch Vorschub geleistet wird. Es scheint politischer Wille zu sein, dass Bahnfahren teurer und unzuverlässiger ist als Fliegen. Mir fehlt leider die Phantasie, auf welche Weise sich dieser Zustand zukünftig verbessern könnte, freue mich aber wie stets über eure Meinungen und Ideen.