Beim letzten Termin meines Seminars zur Geschichte der Musiktheorie an der Robert Schumann Hochschule Düsseldorf haben zwei asiatische Studierende ein kurzes Panoptikum chinesischer Theoriebildung vorgestellt. Einer von ihren gab einen Überblick über Ideen und Schriften des Universalgelehrten Zhu Zaiyu, der während der Zeit der Ming-Dynastie lebte und einen Ansatz entwickelte, um die Stufen der gleichschwebenden Stimmung genauer als jemals zuvor zu berechnen. Das andere Referat konzentrierte sich auf die Struktur traditioneller chinesischer Modi und die Übernahme einer Ziffernnotation, die auf das französische Galin-Paris-Chevé-System zurückgeht und als Alternative zur Solmisation verwendet wird. Ein Glücksfall, wenn man als Dozent die Gelegenheit erhält, signifikantes neues Wissen aus der eigenen Lehrtätigkeit gewinnen zu können!
Teaching
Skrjabin und die Sonate(nform)
In diesem Semester biete ich an der Technischen Universität Dortmund ein Werkanalyseseminar zu Aleksandr Skrjabins Sonatenkonzepten an. Das behandelte Repertoire wird von den frühen Sonaten der 1880er Jahre bis zum Poème de l’extase op. 54 reichen und schließt sowohl Klavier-Sololiteratur als auch die drei Symphonien und das Klavierkonzert op. 20 ein. Da die Teilnehmerzahl etwas geringer ist als erwartet, kann ich einige Gäste zulassen – lasst es mich gern wissen, falls ihr dazukommen möchtet. Das Seminar findet donnerstags statt, mit alternierenden Präsenz- und Online-Terminen.
Lehrtätigkeit in Dortmund
Mit großer Freude darf ich bekanntgeben, dass ich ab der nächsten Woche als Vertretungsprofessor für Musiktheorie am Institut für Musik und Musikwissenschaft der Technischen Universität Dortmund tätig sein werde. Ich bin gespannt auf diese neue Herausforderung und die Zusammenarbeit mit einem vielseitigen und produktiven Team aus Lehrenden und Forschenden am Institut. Vor allem bin ich froh darüber, mich in den Lehramtsstudiengängen engagieren zu können, da ich das Berufsfeld zukünftiger Musiklehrer:innen als den gesellschaftlich relevantesten Bereich der akademischen Musikausbildung ansehe.
Kleine Lobpreysung
Eine meiner prägendsten Lehrerpersönlichkeiten, die nachhaltig beeinflusst hat, wie ich Musik höre und über sie nachdenke, ist der Musiktheoretiker, Kontrabassist, Mathematiker im Herzen und Philantrop Stefan Prey. Zum Ende des Sommersemesters 2022 wird er von der Fakultät Musik der Universität der Künste Berlin, an der er vier Jahrzehnte lang gelehrt hat, seinen Abschied nehmen. Seine Laufbahn lässt sich als still und hingebungsvoll bezeichnen: er strebte niemals nach öffentlicher Darstellung oder Reputation, sondern konzentrierte sich auf die Themen, die ihn faszinierten, und erwies sich als ein bedingungsloser Förderer der Interessen und Belange seiner Studierenden – mit einer Aufrichtigkeit und Redlichkeit, die ich nirgendwo sonst erlebt habe. Das Erscheinungsbild seiner Webseite sagt mehr über seine Persönlichkeit aus, als ich hier darzustellen in der Lage bin. Ich kann lediglich sagen, dass meine Art zu unterrichten und mein grundsätzlicher Ansatz, Musik aufzufassen und zu verstehen, sich zu wesentlichen Teilen dem Vorbild Stefans verdankt. Und so bin ich dankbar und geehrt, meinen Teil zu der Online-Festschrift zu seinem 65. Geburtstag beitragen zu können: einen analytischen Beitrag über Musik von Amy Beach, der hier abrufbar ist. Vielen herzlichen Dank!