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Nachruf für Linda

Mit einer kurzen Notiz möchte ich meiner amerikanischen Kollegin Linda Shaver-Gleason gedenken, die letzte Woche im Alter von 36 Jahren verstorben ist. In ihrer Eigenschaft als öffentliche Musikwissenschaftlerin, wie sie sich selbst bezeichnete, hat sie sich in verschiedenen Bereichen hervorgetan: als Spezialistin für die Rezeptionsgeschichte Mendelssohns, als geschätzte Autorin in Printmedien und Online-Magazinen, und als einflussreiche Bloggerin auf ihrer Webseite Not Another Music History Cliché. Ihre Sprachgewandtheit, ihre Hingabe und ihr Mut werden im Gedächtnis bleiben. Möge sie in Frieden ruhen und ihr Vermächtnis von Dauer sein.

Geltungssucht im Tonkünstlerverband

Ich finde es bedauerlich, dass führende Mitglieder des Deutschen Tonkünstlerverbands, der landesweit größten berufsständischen Vereinigung für Musiker_innen, sich mit irreführenden oder schlicht falschen Informationen zu ihrer Berufstätigkeit in der Öffentlichkeit präsentieren. Hier sind drei Beispiele:

(1) Der Saxophonist Detlef Bensmann, derzeit Vorsitzender des DTKV Berlin, stellt sich auf seinem Instagram-Profil als Professor vor. Tatsächlich bekleidet er keine Position an einer öffentlichen Institution, die ihm erlauben würde, diese Berufsbezeichnung zu führen.
(2) Die Flötistin Adelheid Krause-Pichler, derzeit erste stellvertretende Vorsitzende im Bundespräsidium des DTKV, bezeichnet sich auf ihrer Webseite als Komponistin. Tatsächlich tritt sie nicht öffentlich mit ihren Kompositionen, sofern es solche geben sollte, in Erscheinung.
(3) Der Komponist Gabriel Iranyi, ehemaliges Mitglied des geschäftsführenden Vorstands des DTKV Berlin, beansprucht an verschiedenen Stellen, Musikwissenschaftler zu sein. Tatsächlich hat er niemals maßgeblich in diesem Fach gelehrt oder veröffentlicht.

Nikolaj Metner 140

Eigentlich lege ich keinen großen Wert auf Jubiläen, und den bevorstehenden Feierlichkeiten zum Thema BTHVN 2020 sehe ich weitgehend gleichgültig entgegen. Dennoch wäre es wahrscheinlich überraschend, wenn ich ausgerechnet den heutigen Tag unkommentiert verstreichen ließe, an dem sich der Geburtstag Nikolaj Karlovič Metners zum 140. Male jährt. Herzlichen Glückwunsch, mein Wertester! Eure Musik ist mir ein immerwährender Quell der Inspiration und wird mir auch in Zukunft reiche Momente der Leidenschaft, Freude und äußersten Glückseligkeit verschaffen. Ich wage zu hoffen, dass Ihr das folgende Machwerk hättet billigen und zum Zeichen meiner Ehrerbietung nehmen mögen, das ich vor zwei Jahren kreierte und hier nun als posthumes Geburtstagsgeschenk präsentiere – ich entnahm die eingängigsten Weisen aus Eurer C-Dur-Sonate op. 11 Nr. 3, versah sie mit einer englischen Übersetzung der von Euch so geschätzten Lyrik Goethes, die Ihr dem Werk als Motto voranstelltet, und verschmolz diese Zutaten zu einer Jazzballade namens Aussöhnung. Wenn diese Kleinigkeit keinen anderen Zweck erfüllt als der Gemeinde Eurer Bewunderer ein bescheidenes Vergnügen zu bereiten, so werde ich froh und zufrieden sein.

Zeit für einige Geständnisse

(1) Ich esse zuviel und schlafe zuwenig.
(2) Ich sollte mich mehr bewegen, anstatt Sport im Internet zu schauen.
(3) Ich liebe meinen Job und habe kein Problem damit, für eine gewisse Zeit zum Arbeitsplatz zu pendeln, allerdings fliege ich zu häufig. Das ist ein moralisches Dilemma. Ich würde zweifellos die Bahn nehmen, wenn diese eine pünktliche, verlässliche und bezahlbare Alternative wäre – leider trifft keines dieser Kriterien zu. Zugtickets von Berlin nach Düsseldorf kosten durchschnittlich 70 € (Sparangebote sind in den frühen Morgenstunden, wenn ich abfahren müsste, sehr selten). Die Reisezeit beträgt etwa 5 Stunden von Tür zu Tür; da aber zwei von drei Zugverbindungen durch das Ruhrgebiet deutlich verspätet sind, stellt dies kaum eine empfehlenswerte Option dar, angesichts des Umstands, dass ich mittags beginnen muss, um mein Lehrdeputat zu schaffen. Mein Arbeitgeber erstattet keine Fahrtkosten, so dass ich trotz meiner Abneigung gegen Flughäfen und Flugzeuge darauf angewiesen bin, so günstig wie möglich statt nachhaltig zu reisen. Der Flugpreis bei Eurowings beträgt 29 bis 39 € für die gleiche Strecke bei einer Reisezeit von weniger als dreieinhalb Stunden (solange der Flughafen Tegel noch in Betrieb ist, wohlgemerkt). Seit ich vor knapp zwei Jahren Berufspendler wurde, bin ich nicht ein einziges Mal zu spät gekommen.

Dies zeigt nicht in erster Linie, dass ich ein sorgloser Opportunist bin (was manche Leute behaupten mögen). Vielmehr deutet dieses Beispiel darauf hin, dass die neoliberale deutsche Verkehrspolitik permanent falsche Anreize für Reisende schafft. Man handelt zu Gunsten der Automobilindustrie (des vermeintlichen ›Rückgrats‹ unserer Wirtschaft), während der fortschreitenden Herunterwirtschaftung des Personenverkehrs der Bahn nicht etwa durch geeignete Maßnahmen Einhalt geboten, sondern noch Vorschub geleistet wird. Es scheint politischer Wille zu sein, dass Bahnfahren teurer und unzuverlässiger ist als Fliegen. Mir fehlt leider die Phantasie, auf welche Weise sich dieser Zustand zukünftig verbessern könnte, freue mich aber wie stets über eure Meinungen und Ideen.

Tonkünstlerverband im Tiefschlaf

Seit der Mitgliederversammlung vor fünf Wochen ist der DTKV Berlin, die berufsständische Vertretung der Berliner Musikerinnen und Musiker, inaktiv. Der neu gewählte geschäftsführende Vorstand und der neue Vorsitzende Detlef Bensmann sind bisher nicht in Erscheinung getreten. Die Onlinepräsenzen des DTKV Berlin sind nicht aktuell: Die Webseite listet nach wie vor den alten Vorstand auf, und auch die SocialMedia-Accounts des Verbands werden vernachlässigt. Da der Vorstand offenbar keine Notwendigkeit sieht, an die Öffentlichkeit zu treten, seien hier die wichtigsten Informationen zusammengefasst: