<span class="vcard">Wendelin Bitzan</span>
Wendelin Bitzan

Metner im September

Dieser Monat hält mich mit zwei Aktivitäten in Atem, die beide die Musik Nikolaj Metners betreffen. Ich trage erneut zu einem Projekt der kognitiven Musikforschung an der EPF Lausanne bei, indem ich harmonische Analysen eines Bündels von Metners faszinierenden Märchen herstelle; auf diese Weise wird die Musik für Methoden der empirischen Musikforschung und computergestützten Analyse zugänglich gemacht. Am Monatsende werde ich zudem erstmals aktiv an einer Jahrestagung der Gesellschaft für Musikforschung teilnehmen und in der Universität Kassel ein Referat zu Metners monumentaler ›Nachtwind-Sonate‹ op. 25 Nr. 2 präsentieren, worauf ich sehr gespannt bin.

 

Ein neues Diptychon aus Duetten

Die Noten meiner jüngsten Komposition für Vokalduett, genannt Lyrisches Diptychon, sind nun bei IMSLP erhältlich. Der Zweiteiler enthält Vertonungen des deutschen Volksliedes Es saß ein klein Waldvögelein und von Marie von Ebner-Eschenbachs Gedicht Ein kleines Lied, jeweils besetzt für zwei Singstimmen und Klavierpart. Es handelt sich um ein Auftragswerk von Anne-Sophie, Caroline und Marina vom Trio 2achtundachtzig, und ich freue mich auf die Premiere und die Darbietungen der drei Musikerinnen.

Das berüchtigte Ferienvakuum

Drei kurze Bemerkungen, die einen halbherzigen Versuch darstellen, die jahreszeitbedingte Nachrichtenarmut zu kompensieren:
(1) Mein bevorzugter Arbeitsplatz der letzten Monate, das Café Goodies Deli im Bikini Berlin, hat plötzlich dichtgemacht, ohne mir zuvor Bescheid zu geben (#wtf).
(2) Es wäre wirklich schön, wenn das deutsche Hochschulwesen sich ähnliche Mühe mit Stellenausschreibungen gäbe, wie es die Universität Kopenhagen hier vormacht (#omg).
(3) Nikolaj Metners Klaviersonate in e-Moll op. 25 Nr. 2 ist eines der fesselndsten Musikstücke, die ich jemals kennenlernen durfte (#yolo).

Frauen und Musiktheoretiker vorn

Es gibt zwei Tendenzen bei Leitungspositionen an deutschsprachigen Musikhochschulen und Musikuniversitäten. Einerseits werden Institutionen immer häufiger von Musiktheoretikern oder Komponisten geführt (Berlin, Freiburg, Hamburg, Mainz, München, Nürnberg, Würzburg). Andererseits ist ein zunehmender Anteil der Rektorate und Präsidien mit Frauen besetzt (Augsburg, Dresden, Hannover, Rostock, StuttgartTrossingen; auffällig viele österreichische Hochschulen: Graz, Linz, Salzburg und Wien; keine in der Schweiz). Ich finde, dass beide Entwicklungen zu begrüßen sind. Lasst mich wissen, was ihr denkt!

Abschied von der UdK

Ich gebe hiermit bekannt, dass ich nicht länger an der Fakultät Musik der Universität der Künste Berlin tätig sein werde. Meine Entscheidung, nicht mehr als Lehrbeauftragter zur Verfügung zu stehen, ist das Ergebnis einiger Entwicklungen und persönlicher Erfahrungen im Laufe der letzten Monate. Dieser Abschied hat allerdings nichts mit meinen Studierenden zu tun, die zu den hingebungsvollsten, wissbegierigsten und liebenswertesten Menschen zählen, denen ich an der Universität begegnet bin. Wenn du mehr über meine Gedanken zur Lehrtätigkeit an der UdK Berlin sowie zum akademischen Prekariat im Allgemeinen wissen möchtest, empfehle ich dir diesen Text.