Wie kann die Beschäftigungsfähigkeit für Absolventen künstlerischer Musikstudiengänge wiederhergestellt werden? Ich prangere diese Problematik schon seit einiger Zeit an. Nun findet hier jemand die richtigen Worte, um den absurden und bedauernswerten Zustand der professionellen Musikausbildung in Deutschland zu charakterisieren. Bitte lest und verbreitet dieses bemerkenswerte Interview mit Esther Bishop im VAN Magazin, geführt von Sophie Wasserscheid. Es wird Zeit für einen Paradigmenwechsel, um das gegenwärtige, von Dysfunktionalität, Selbstbezogenheit und Fehladministration gekennzeichnete System zu modernisieren und seine Curricula von Grund auf neu zu denken. Doch kluge Worte allein werden nicht viel bewirken – und ich bin sehr skeptisch, ob es den Musikhochschulen möglich ist, aus sich selbst heraus Reformen zu initiieren und durchzuführen.
Forschungsfreuden
Nachdem ich aus einem wunderbaren Urlaub in Dänemark zurückgekehrt bin, stürze ich mich nun mit allen Kräften in die Vollendung meiner Doktorarbeit. Jeder Winkel meines Denkens und Fühlens ist von Metners Musik durchdrungen, die mich, des stickigen Wetters ungeachtet, bei Laune zu halten vermag. Die heutige Ausbeute: Sechs Seiten kondensierter englischer Fließtext, 11 pt, 1.5 cm Seitenrand, einfacher Zeilenabstand. Uff.
Skripte Musiktheorie
Liebe Kolleg_innen und Gleichgesinnte, ich habe während des vergangenen Semesters Unterrichtsskripte für zwei meiner musiktheoretischen Lehrveranstaltungen an der Robert Schumann Hochschule Düsseldorf erstellt, die sich an Studierende des Nebenfachs Musikwissenschaft richten. Bei Interesse könnt ihr die Skripte (Übersichtszettel und Arbeitsblätter) hier als PDF-Dateien herunterladen; beide wurden durch einen Moodle-Kurs mit Hörbeispielen und Noten ergänzt. Über eure Kommentare und Ergänzungsvorschläge zu diesen Materialien würde ich mich freuen, um sie für den nächsten Einsatz noch optimieren zu können. Herzlichen Dank im Voraus!
– Musiktheoretisches Propädeutikum: Übersichtsblätter
– Seminar Formenlehre: Übersichtsblätter
Abschied vom Lehrauftrag
Heute habe ich meine letzten beiden Unterrichtsstunden als Lehrbeauftragter der Humboldt-Universität zu Berlin erteilt und damit ein Kapitel meiner beruflichen Laufbahn abgeschlossen. Trotz des bestürzend geringen Einkommens, das eine freiberufliche Tätigkeit in der musiktheoretischen Nebenfachlehre abwirft, war es ein Vergnügen, meine größtenteils höchst engagierten und klug kommunizierenden Studierenden bei der Entwicklung ihrer musikalischen Lese- und Hörfähigkeit zu unterstützen. Dennoch bin ich froh, niemals wieder als akademische Honorarkraft arbeiten zu müssen. Das Konzept Lehrauftrag ist eines der verkommensten und ausbeuterischsten Produkte des deutschen Universitätsbetriebs, und auch wenn die Stundensätze der Berliner Hochschulen in naher Zukunft auf ein Minimum von 35 € steigen werden, besteht wenig Grund zu der Annahme, dass die Arbeitsbedingungen für das freiberufliche akademische Personal sich maßgeblich verbessern werden.
Die Untiefen der Funktionstheorie
Es erstaunt mich immer wieder, in welcher Weise die deutsche Funktionstheorie nach wie vor angewendet und gelehrt wird, scheinbar ohne die kritischen Ansätze und Erweiterungen der letzten Jahrzehnte zur Kenntnis zu nehmen. Schaut euch einmal die folgende Passage an, die einem derzeit in Gebrauch befindlichen Harmonielehre-Skript einer deutschen Musikhochschule entstammt. Die Selbstbezogenheit und Dogmatik der propädeutischen Funktionstheorie wird bereits in der Kapitelüberschrift (»Der Subdominantquintsextakkord in Grundstellung«) deutlich. Ich bin gespannt auf eure Meinungen.
»Ebenso wie die Dominante besitzt auch die Subdominantfunktion eine charakteristische Dissonanz. Es ist die Sexte, die uns schon im S6 begegnet ist […], dort allerdings nicht als Dissonanz. […] Die neu hinzutretende Sexte [in Fehldeutung Rameaus als ›sixte ajoutée‹ bezeichnet] verhält sich zum Bass konsonant. Der neue Ton lässt aber die Quinte in Bezug auf ihn selber zur Sekund- bzw. Septimdissonanz werden, welche der korrekten Auflösung bedarf.« (Manfred Dings, Harmonielehre I. Skript zur Übung im Wintersemester 2017/18, Hochschule für Musik Saar 2017, S. 40; vgl. auch: Wilhelm Maler, Beitrag zur Harmonielehre, Leipzig 1931, S. 15).