Nach Monaten der erzwungenen Abwesenheit von meinem Arbeitsplatz war ich sehr gespannt, die Möglichkeiten des neuen Standorts der Robert Schumann Hochschule Düsseldorf zu erkunden, wo mein Institut nun beheimatet ist. Ambiente und Innenarchitektur harmonieren auf gelungene Weise mit dem Zweck des kürzlich fertiggestellten Gebäudes am Campus Golzheim, das auch geräumige neue Flächen für die Hochschulbibliothek und mehr als 50 Überäume bereithält. Schade nur, dass nach wie vor kein Präsenzunterricht möglich ist, und ich hoffe darauf, in dieser Umgebung möglichst bald auch den Studierenden wiederbegegnen zu können. Einstweilen habe ich einen der Seminarräume in einen virtuellen Vermittlungsort umgestaltet, von dem aus ich meine Online-Lehrveranstaltungen abhalten konnte – die Technik der neuen Dozierendenpulte ist gut durchdacht und macht für die nähere Zukunft auch eine Anwendung im Hybridunterricht vorstellbar, wenn dies erforderlich sein sollte.
Videovortrag für die EPTA
Kürzlich habe ich am diesjährigen Online-Seminar der EPTA Deutschland teilgenommen, in dessen Rahmen eine Reihe von Videovorträgen und Präsentationen zum Thema »Aspekte des musikalischen Hörens« zu erleben waren. Mein eigener Vortrag Hören, Spielen, Reflektieren befasste sich mit verschiedenen Methoden des synchronen Spielens und Singens, die im Online-Unterricht und im Blended Learning eingesetzt werden können, basierend auf OnScreen-Klaviaturen und Web-Tutorials. In meinen Augen kann die virtuelle Lehre im Instrumentalunterricht und in musiktheorischen Fächern entscheidend von derartigen (und ähnlichen) Werkzeugen profitieren. Wenn ihr euch ebenfalls für diese Gegenstände interessiert und 15 Minuten erübrigen mögt, um euch das Video anzusehen, freue ich mich über einen anschließenden Gedanken- und Meinungsaustausch.
Ein Influencer auf dünnem Eis
Der YouTuber Rezo, für gewöhnlich ein beredter und quellensicherer Kommentator zu politischen und gesellschaftlichen Themen, hat sich bei einem Rundumschlag gegen Musikunterricht und die akademische Musiktheorie und Musikwissenschaft (die er nicht hinreichend zu unterscheiden vermag) einen spektakulären Fehlgriff geleistet. Anschließend wurde seine Tirade binnen kurzer Zeit durch meinen geschätzten Kollegen Johannes Wolff widerlegt, der in seinem Antwortvideo ein bestechendes Beispiel dafür gibt, wie zeitgenössischer Musiktheorieunterricht aussehen kann. Nachdrückliche Empfehlung!
NB: Rezos Beitrag war kein offizielles Video, sondern eine improvisierte Sequenz aus einem Twitch-Livestream, die durch eine dritte Person auf YouTube veröffentlicht und nach Johannes‘ Reaktion wieder entfernt wurde. Das Originalmaterial ist jedoch hier weiterhin verfügbar (beginnend bei ca. 05:08:30).
Neue Plattform: Musiktheorie Digital
Ich freue mich, an der Entwicklung einer neuen Webseite mitzuwirken, die sich dem Austausch von OER-Ressourcen und Lehrmaterialien zur Musiktheorie widmet. Das im Aufbau befindliche Projekt nennt sich Musiktheorie Digital und wurde von meinem Kollegen Krystoffer Dreps gestartet. In Zusammenarbeit mit Magdalena Büttner und Dennis Mayer werden wir künftig eine umfassende und stilistisch offene Datenbank mit Arbeitsblättern, methodischen Ideen, Musikbeispielen und Literatur zusammenstellen, die mit Hilfe eines Querverweissystems nach Gegenständen, Medientypen und Autor_innen durchsuchbar ist. Das Ziel ist, eigenen digitalen Content nicht nur für sich selbst zu nutzen, sondern ihn für andere Lehrende und Studierende bereitzustellen oder zu verlinken und auf diese Weise zu einer allgemeinen Verfügbarkeit von Materialien für die Fächer Musiktheorie und Gehörbildung beizutragen. Alle Interessierten können mitwirken und sind eingeladen, einen Account zu erstellen. Bei Fragen stehe ich gern zur Verfügung!
Pro Musik nimmt die Arbeit auf
Seit mehr als einem Jahr machen freischaffende und soloselbständige Musiker_innen in Deutschland eine schwere Zeit durch. Für viele ist der Lebensunterhalt seitdem ein andauernder Kampf, bei dem die regierungsseitigen Hilfsprogramme keine oder nur unzureichende Unterstützung leisten, und eine tatkräftige Interessenvertretung für die Belange der freien Musikszene existierte bisher nicht. Der neu gegründete Verband Pro Musik e. V. schickt sich nun an, diese Situation zu ändern: Er agiert mit einem gut vernetzten Team, das sich für verbesserte Arbeitsbedingungen, höhere Wertschätzung und zuverlässigere soziale Absicherung der Mitglieder einsetzt. Ich bin zuversichtlich, dass dieser Berufsverband sich zu einer starken politischen Stimme entwickeln kann, welche die vielfältigen Interessen der freien Musikszene bündelt – denn dieses zentrale Anliegen haben die bestehenden berufsständischen Organisationen und Gewerkschaften nicht erreicht oder nicht verfolgt, weder in der aktuellen Lage noch zuvor.
Seitdem Pro Musik die Türen für Mitglieder geöffnet hat, sind innerhalb einer Woche bereits mehr als 300 Personen beigetreten, und ich möchte euch ermutigen, ebenfalls eine Unterstützung des Verbands oder eine Mitgliedschaft zu erwägen. Gestern wurde ein Imagefilm veröffentlicht, der hier betrachtet werden kann. Satzung, Beitragsordnung und Beitrittsantrag finden sich unter diesem Link.