Wendelin Bitzan

Wendelin Bitzan

Geltungssucht im Tonkünstlerverband

Ich finde es bedauerlich, dass führende Mitglieder des Deutschen Tonkünstlerverbands, der landesweit größten berufsständischen Vereinigung für Musiker_innen, sich mit irreführenden oder schlicht falschen Informationen zu ihrer Berufstätigkeit in der Öffentlichkeit präsentieren. Hier sind drei Beispiele:

(1) Der Saxophonist Detlef Bensmann, derzeit Vorsitzender des DTKV Berlin, stellt sich auf seinem Instagram-Profil als Professor vor. Tatsächlich bekleidet er keine Position an einer öffentlichen Institution, die ihm erlauben würde, diese Berufsbezeichnung zu führen.
(2) Die Flötistin Adelheid Krause-Pichler, derzeit erste stellvertretende Vorsitzende im Bundespräsidium des DTKV, bezeichnet sich auf ihrer Webseite als Komponistin. Tatsächlich tritt sie nicht öffentlich mit ihren Kompositionen, sofern es solche geben sollte, in Erscheinung.
(3) Der Komponist Gabriel Iranyi, ehemaliges Mitglied des geschäftsführenden Vorstands des DTKV Berlin, beansprucht an verschiedenen Stellen, Musikwissenschaftler zu sein. Tatsächlich hat er niemals maßgeblich in diesem Fach gelehrt oder veröffentlicht.

Jugendprojekt in Magdeburg

Ich freue mich, an dem musiktheaterpädagogischen Projekt YOUR_Street.Scene am Theater Magdeburg, das lose auf Kurt Weills Oper Street Scene basiert, beteiligt zu sein. Im Laufe der nächsten Monate werde ich einen Workshop mit Schüler_innen der elften Klasse am Internationalen Gymnasium Pierre Trudeau Barleben leiten, der in eine musikalisch-choreographische Perfomance mündet, welche  im Juli 2020 innerhalb und außerhalb des Magdeburger Opernhauses präsentiert werden wird. Heute hat der Kurs begonnen – die Schüler_innen verfügen über ein vielversprechendes Musikverständnis und gute instrumentale und vokale Voraussetzungen, und ich bin gespannt darauf, Anregungen und Impulse für ihre gemeinsamen Improvisationen und Kompositionen zu geben. Dank an den einfallsreichen Matthias Brandt für das Initiieren dieser Zusammenarbeit!

Nikolaj Metner 140

Eigentlich lege ich keinen großen Wert auf Jubiläen, und den bevorstehenden Feierlichkeiten zum Thema BTHVN 2020 sehe ich weitgehend gleichgültig entgegen. Dennoch wäre es wahrscheinlich überraschend, wenn ich ausgerechnet den heutigen Tag unkommentiert verstreichen ließe, an dem sich der Geburtstag Nikolaj Karlovič Metners zum 140. Male jährt. Herzlichen Glückwunsch, mein Wertester! Eure Musik ist mir ein immerwährender Quell der Inspiration und wird mir auch in Zukunft reiche Momente der Leidenschaft, Freude und äußersten Glückseligkeit verschaffen. Ich wage zu hoffen, dass Ihr das folgende Machwerk hättet billigen und zum Zeichen meiner Ehrerbietung nehmen mögen, das ich vor zwei Jahren kreierte und hier nun als posthumes Geburtstagsgeschenk präsentiere – ich entnahm die eingängigsten Weisen aus Eurer C-Dur-Sonate op. 11 Nr. 3, versah sie mit einer englischen Übersetzung der von Euch so geschätzten Lyrik Goethes, die Ihr dem Werk als Motto voranstelltet, und verschmolz diese Zutaten zu einer Jazzballade namens Aussöhnung. Wenn diese Kleinigkeit keinen anderen Zweck erfüllt als der Gemeinde Eurer Bewunderer ein bescheidenes Vergnügen zu bereiten, so werde ich froh und zufrieden sein.

Grüße zum Jahreswechsel

Schöne Feiertage euch allen, was auch immer ihr in diesen Tagen feiert! Zum Jahresende möchte ich eine Kleinigkeit mit euch teilen: den Konzertmitschnitt von einer aktuellen Aufführung meiner Musik. Petra Vidmar und Erazem Grafenauer vom Duo Xylocorda präsentieren hier meine Duo-Komposition Am Waldesrand für Gitarre und Marimbaphon, die im Oktober 2019 als Teil eines Konzerts im Rathaus von Ljubljana erklungen ist. In der Hoffnung, dass ihr dieser Darbietung mit ebenso viel Freude lauschen möget wie ich, hoffe ich auf baldige Begegnungen im Jahr 2020.

Zeit für einige Geständnisse

(1) Ich esse zuviel und schlafe zuwenig.
(2) Ich sollte mich mehr bewegen, anstatt Sport im Internet zu schauen.
(3) Ich liebe meinen Job und habe kein Problem damit, für eine gewisse Zeit zum Arbeitsplatz zu pendeln, allerdings fliege ich zu häufig. Das ist ein moralisches Dilemma. Ich würde zweifellos die Bahn nehmen, wenn diese eine pünktliche, verlässliche und bezahlbare Alternative wäre – leider trifft keines dieser Kriterien zu. Zugtickets von Berlin nach Düsseldorf kosten durchschnittlich 70 € (Sparangebote sind in den frühen Morgenstunden, wenn ich abfahren müsste, sehr selten). Die Reisezeit beträgt etwa 5 Stunden von Tür zu Tür; da aber zwei von drei Zugverbindungen durch das Ruhrgebiet deutlich verspätet sind, stellt dies kaum eine empfehlenswerte Option dar, angesichts des Umstands, dass ich mittags beginnen muss, um mein Lehrdeputat zu schaffen. Mein Arbeitgeber erstattet keine Fahrtkosten, so dass ich trotz meiner Abneigung gegen Flughäfen und Flugzeuge darauf angewiesen bin, so günstig wie möglich statt nachhaltig zu reisen. Der Flugpreis bei Eurowings beträgt 29 bis 39 € für die gleiche Strecke bei einer Reisezeit von weniger als dreieinhalb Stunden (solange der Flughafen Tegel noch in Betrieb ist, wohlgemerkt). Seit ich vor knapp zwei Jahren Berufspendler wurde, bin ich nicht ein einziges Mal zu spät gekommen.

Dies zeigt nicht in erster Linie, dass ich ein sorgloser Opportunist bin (was manche Leute behaupten mögen). Vielmehr deutet dieses Beispiel darauf hin, dass die neoliberale deutsche Verkehrspolitik permanent falsche Anreize für Reisende schafft. Man handelt zu Gunsten der Automobilindustrie (des vermeintlichen ›Rückgrats‹ unserer Wirtschaft), während der fortschreitenden Herunterwirtschaftung des Personenverkehrs der Bahn nicht etwa durch geeignete Maßnahmen Einhalt geboten, sondern noch Vorschub geleistet wird. Es scheint politischer Wille zu sein, dass Bahnfahren teurer und unzuverlässiger ist als Fliegen. Mir fehlt leider die Phantasie, auf welche Weise sich dieser Zustand zukünftig verbessern könnte, freue mich aber wie stets über eure Meinungen und Ideen.