Wendelin Bitzan

Wendelin Bitzan

Dreiklangsquadrate

Ich habe ein wenig mit verschiedenen Diagrammtypen zur Darstellung von Akkordbeziehungen experimentiert, zum Teil inspiriert durch das Euler’sche und Riemann’sche Tonnetz. Daraus entstand die Idee, alle 24 Dur- und Moll-Dreiklänge in ein 5×5-Raster einzutragen (das mittlere Feld bleibt frei). Nach einigen Versuchen, eine sinnvolle und aussagekräftige Anordnung zu finden, scheint es mir keine vollständig konsistente Weise zu geben, die Akkorde so zu verteilen, dass eine einheitliche Regel zur Ableitung der in gleicher Richtung angrenzenden Felder befolgt wird. Allerdings habe ich zwei interessante Layouts entdeckt: eines davon ist an Terzbeziehungen orientiert, das andere bevorzugt hexatonische Pole. Ich wäre interessiert zu erfahren, was ihr über diese Diagramme denkt und ob ihr darin einen Nutzen für eine transformational theory seht, die über die bloße Illustration von Kleinterzzyklen und Halbton-Ganzton-Regionen als symmetrische Muster hinausgeht.

Natürlich ist dies bisher noch thought-in-progress und noch keine voll entwickelte Theorie, und ich bin gespannt auf eure Meinungen und Anregungen. Falls ich unbewusst Ergebnisse der Neo-Riemannian Theory reproduziert haben sollte, die mir nicht gegenwärtig waren, bitte ich um einen entsprechenden Hinweis. Und wenn ihr Ideen für eine überzeugendere 5×5-Anordnung habt, so lasst sie mich gern wissen.

Ganztönige Diatonik?

Die hexatonische oder Ganztonleiter (Modus 1 nach Messiaen) ist nicht eigentlich diatonisch, sondern eine symmetrische Skala, die aus einer äquidistanten Teilung der Oktave in sechs Abschnitte entsteht. Dies resultiert in Stufen, die um jeweils zwei Halbtonschritte auseinander liegen – eine Eigenschaft, die der gängigen Definition von Diatonik als Unterkategorie von Heptatonik widerspricht, denn eine diatonische Skala erfordet sieben diskrete Stammtöne mit Ganz- und Halbtonschritten in eindeutiger Alteration. Dennoch ist es möglich, eine Ganztonleiter aus diatonischem Material zu konstruieren, wie ich im Folgenden zeigen möchte.

Zu diesem Zweck verwende ich die Tetrachordtheorie. Ein Tetrachord besteht aus vier benachbarten diatonischen Stufen im Ambitus einer reinen oder übermäßigen Quarte, wobei vier Varianten möglich sind, die sich durch die Existenz und Position eines Halbtonschritts unterscheiten: ionisch (2 2 1), dorisch (2 1 2), phrygisch (1 2 2) und lydisch (2 2 2: ohne Halbtonschritt). Wenn wir eine diatonische Skala als Kombination zweier disjunkter und um eine reine Quinte gegeneinander transponierter Tetrachorde betrachten, gibt es sieben Kombinationen, durch die sich die sieben diatonischen Modi bilden lassen – Äolisch besteht etwa aus einem unteren dorischen und einem oberen phrygischen Tetrachord, während Mixolydisch aus einem unteren ionischen und einem oberen dorischen Tetrachord besteht. Die achte Kombination hingegen verbindet zwei lydische Tetrachorde zu einer nichtdiatonischen Ganztonleiter, vorausgesetzt, man lässt die Transposition des oberen Tetrachords um eine verminderte (statt reine) Quinte zu. Die resultierende Skala (2 2 2 0 2 2 2) besitzt sechs Tonhöhen, verwendet aber dennoch alle sieben Stammtöne und weist in der Mitte eine verminderte Sekunde fisges auf. In ihrer plagalen Variante umfasst die Skala den Ambitus einer übermäßigen Septime gesfis.

Vogelgesang am Klavier

Mit Vergnügen darf ich ankündigen, dass ich eine Neuausgabe von Milij Balakirevs Klaviertranskription des Liedes Žavoronok (Die Lerche) von Michail Glinka anfertigen werde, die im G. Henle Verlag erscheinen soll. Das Autograph und die Erstausgabe, gedruckt 1864 in Sankt Petersburg, gelten als verschollen – ich werde mich also auf andere Drucke aus dem späten neunzehnten Jahrhundert stützen müssen, darunter eine Edition von Gutheil mit diesem zauberhaften Jugendstil-Titelblatt. Ich freue mich sehr auf die Arbeit an diesem Projekt.

Lehre aus der Ferne

Ein ungewöhnliches und nachgerade verwirrendes Semester hat an der Robert Schumann Hochschule Düsseldorf begonnen. Die Gebäude sind noch immer geschlossen – das Lehrangebot meines Instituts findet zum größten Teil aber statt, und ich betreue eine Anzahl von Online-Kursen, darunter zwei als Videokonferenzen abgehaltene  Seminare und drei asynchrone Web-Tutorials auf verschiedenen E-Learning-Plattformen. Dank Jeannette Getrost vom Studio Balu habe ich die Möglichkeit, mich in einem vorübergehend nicht genutzten Kursraum einzunisten, um in ruhiger Umgebung meine Webcastings auszusenden, und muss dafür nicht einmal meine Nachbarschaft verlassen. Die Studierenden nehmen die herausfordernden Bedingungen, unter denen Hochschullehre in diesen Tagen stattfindet, zum größten Teil mit bewundernswerter Flexibilität an. Derzeit entwickle ich einige frei zugängliche Tutorials zur Formenlehre und Gehörbildung für die Plattform ELMU, eine von Ulrich Kaiser ins Leben gerufene Open Educational Resource, die ich euch zu erkunden einlade.

Angriffe durch Mitglieder des DTKV Berlin

In einer Zeit, da sich ein Musikberufsverband mit allen Kräften dem Wohlergehen seiner von der Coronakrise gebeutelten Mitglieder widmen sollte, gefällt sich der Vorstand des DTKV Berlin darin, verbandsinterne Grabenkämpfe auszufechten. Die Angriffe und Beschuldigungen einiger Personen, denen ich während der letzten Wochen ausgesetzt war, haben nun ein Maß erreicht, das mir keine andere Wahl lässt, als an die Öffentlichkeit zu gehen. Nach einer ehrverletzenden Schmutzkampagne, mit der Gabriel Iranyi, Anka Sommer und Christiane Edinger versucht haben, mir beruflich zu schaden, indem sie mich bei meiner Hochschulleitung denunziert haben, hat Detlef Bensmann gestern wegen angeblich verbandsschädigenden Verhaltens meinen Ausschluss aus dem Berliner Landesverband proklamiert. Dies nehme ich zum Anlass, die gegen mich erhobenen Vorwürfe zusammenzufassen und zu entkräften. Hier ist meine Stellungnahme.