Ein aktueller Artikel von Christian Höppner, Vorsitzender des Deutschen Kulturrats und Deutschen Tonkünstlerverbands sowie Generalsekretär des Deutschen Musikrats, liefert eine kompakte Analyse der derzeitigen Lage des klassischen Musikbetriebs, der in entscheidendem Maße durch die Arbeit freischaffender Künstler:innen geprägt ist, und stellt seine zahlreichen strukturellen Probleme dar – an vorderster Stelle die prekäre Einkommenssituation vieler Protagonist:innen. Der Artikel ist unter dem Titel »Aufbruch zu neuen Freiheiten?« in den Kulturpolitischen Mitteilungen erschienen und ist hier im Volltext verfügbar.
Höppner skizziert einige allgemeine Ansätze, um den gegenwärtigen Herausforderungen zu begegnen, legt sich aber nicht auf konkrete Strategien oder Handlungsempfehlungen fest, mit deren Hilfe Verbesserungen erwirkt werden könnten. Insbesondere bleibt unklar, wie die geforderte höhere gesellschaftliche Anerkennung für Kulturarbeit zu erreichen ist, und wie der grundsätzlichen Gefahr einer Deprofessionalisierung, wie sie der Autor beschreibt, begegnet werden kann. Höppner beansprucht außerdem einen erleichterten Zugang zur Künstlersozialkasse und eine Redefinition der Kategorie Arbeitslosigkeit, bezogen auf freischaffende Musiker:innen, wobei diese Schritte jeweils einer politischen Initiative bedürfen, um umgesetzt zu werden. Das bei Weitem wichtigste Desiderat scheinen verbindliche Honorarstandards für freie Musiker:innen und Musikpädagog:innen zu sein; dies bestätigt Höppner zwar, äußert sich aber nicht zu den entscheidenden Fragen, auf welche Weise entsprechende Richtlinien zu etablieren und zu durchzusetzen wären, und wie gewährleistet werden kann, dass Honoraruntergrenzen nicht umstandslos durch Auftraggeber und Auftragnehmer umgangen werden können (hierin liegt das wesentliche Problem bei den bisher existierenden Empfehlungen). Im Ganzen liefert der Artikel wenig mehr als eine Problembeschreibung, während tragfähige Handlungsstrategien und Lösungswege noch ausstehen.