Ein anspruchsvolles Hybridsemester an der Robert Schumann Hochschule Düsseldorf hat begonnen. Es gibt ein tragfähiges Hygienekonzept, das ermöglicht, dass ich die meisten meiner Lehrveranstaltungen in den Fächern Satztechnik, Analyse und Gehörbildung in Präsenz anbieten kann. Für das musiktheoretische Propädeutikum, einen Einführungskurs für Studienanfänger_innen im Ergänzungsfach Musikwissenschaft an der Heinrich Heine Universität Düsseldorf, verfolge ich einen zweigleisigen Ansatz: Die rund 70 Erstsemester besuchen entweder eine von drei Präsenzgruppen mit bis zu 15 Teilnehmer_innen oder nehmen an einem asynchronen Online-Lehrangebot teil, das Kurse in Teams und Moodle sowie ein OER-Tutorial auf Wiki-Basis beinhaltet. Dieses Vorgehen verschafft allen die Möglichkeit, während des Wintersemesters die gewünschten Leistungspunkte zu erwerben. Sollten die Infektionsschutzmaßnahmen wieder auf die Hochschulen ausgedehnt werden, müssten wir sämtliche Lehrveranstaltungen in Online-Formate umwandeln – angesichts der bisherigen Erfahrungen bin ich aber zuversichtlich, dass sich angemessene Lösungen für alle Kurse und Prüfungen werden finden lassen.
Teaching
Lehren, Prüfen und Diversität
Ein anspruchsvolles Sommersemester an der Robert Schumann Hochschule Düsseldorf ist vorüber. Nach intensiven und unerwartet arbeitsaufwendigen Wochen der Entwicklung von Kursen und Online-Tutorials sowie fordernder digitaler Lehre und Prüfungen freue ich mich nun auf die vor mir liegende, etwas weniger geschäftige Zeit. Dies ist die schriftliche Musiktheorie-Prüfung, die ich meinen Studierenden im vierten Semester gestellt habe; sie widmet sich zu gleichen Teilen Musik von Komponistinnen und Komponisten aus Frankreich und Deutschland. Es bereitet nicht viel Mühe, den Repertoirekanon zu erweitern und zumindest bei den Gegenständen der Lehre für ein wenig Vielfalt zu sorgen, auch wenn dies natürlich im klassischen Musikbetrieb nichts ändern wird. Möge es aber immerhin ein kleiner Impuls sein.
Komponieren mit Schüler_innen
Das Musiktheatervermittlungsprojekt YOUR_Street.Scene am Theater Magdeburg, an dem ich mitwirken durfte, hat einen gelungenen Abschluss gefunden. Es hat mir Freude bereitet, mit einer Anzahl von Schüler_innen des Internationalen Gymnasiums Pierre Trudeau in Barleben zu arbeiten und sie bei der Entstehung einer Gruppenkomposition anzuleiten. Am Ende stand eine Partitur für Klaviersextett mit einer Spieldauer von etwa vier Minuten. Ursprünglich war diese als Ouvertüre für eine Outdoor-Szenerie konzipiert worden, die von den Schüler_innen in Anlehnung an Kurt Weills Oper Street Scene in Magdeburg gestaltet werden sollte. In Anbetracht der aktuellen Bedingungen mussten wir auf eine Live-Aufführung verzichten; an deren Stelle wurden zwei Videotrailer produziert, die die musikalische und choreographische Arbeit dokumentieren.
Diversität bei Kompositionslehrkräften
Eine Leseempfehlung: In der Zeitschrift der Gesellschaft für Musiktheorie (ZGMTH) ist eine beachtenswerte Untersuchung zur Unterrepräsentanz weiblichen und nicht-binären Lehrpersonals in den Fächern Komposition, Elektroakustische Komposition und Musiktheorie an deutschen Musikhochschulen veröffentlicht worden. Die Autorinnen Irene Kletschke und Kirsten Reese beschränken sich nicht auf eine Darstellung der Problemlage und deren Ursachen, sondern geben außerdem Anregungen, wie man die Situation optimieren könnte. Dabei fordern sie nicht etwa eine Frauenquote, sondern schlagen eine Reihe von Maßnahmen vor, um die Angelegenheit auf struktureller Ebene und in der akademischen Selbstverwaltung zu behandeln. Ich hoffe, dass diese Überlegungen von Dekanaten, Hochschulleitungen und bildungspolitischen Entscheidungsträger_innen wahrgenommen werden.
Lehre aus der Ferne
Ein ungewöhnliches und nachgerade verwirrendes Semester hat an der Robert Schumann Hochschule Düsseldorf begonnen. Die Gebäude sind noch immer geschlossen – das Lehrangebot meines Instituts findet zum größten Teil aber statt, und ich betreue eine Anzahl von Online-Kursen, darunter zwei als Videokonferenzen abgehaltene Seminare und drei asynchrone Web-Tutorials auf verschiedenen E-Learning-Plattformen. Dank Jeannette Getrost vom Studio Balu habe ich die Möglichkeit, mich in einem vorübergehend nicht genutzten Kursraum einzunisten, um in ruhiger Umgebung meine Webcastings auszusenden, und muss dafür nicht einmal meine Nachbarschaft verlassen. Die Studierenden nehmen die herausfordernden Bedingungen, unter denen Hochschullehre in diesen Tagen stattfindet, zum größten Teil mit bewundernswerter Flexibilität an. Derzeit entwickle ich einige frei zugängliche Tutorials zur Formenlehre und Gehörbildung für die Plattform ELMU, eine von Ulrich Kaiser ins Leben gerufene Open Educational Resource, die ich euch zu erkunden einlade.