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Neue Position beim Tonkünstlerverband Berlin

Ich freue mich, bekanntgeben zu können, dass ich zum Geschäftsführer des Tonkünstlerverbands Berlin bestellt wurde. Zugleich trete ich von meiner ehrenamtlichen Position als stellvertretender Vorsitzender zurück, um mich künftig auf professioneller Basis um die Verbandsführung zu kümmern. Ab Juni 2024 werde ich für die Mitgliederverwaltung, die Innen- und Außenkommunikation sowie die Öffentlichkeitsarbeit des Verbands verantwortlich sein, an dessen Umgestaltung zu einer modernen und zukunftsgerichteten Interessenvertretung für Musiker*innen und Musikpädagog*innen ich aktiv beteiligt war. Meine Haupttätigkeit als Hochschuldozent für Musiktheorie werde ich beibehalten.

Kooperation und Konkurrenz

Derzeit arbeite ich an einem Artikel über die Beziehung zwischen den akademischen Disziplinen Musikwissenschaft und Musiktheorie im weiteren Sinne. Der Schwerpunkt der Darstellung wird auf verschiedenen Aspekten von Kooperation / Kollaboration bzw. Konkurrenz zwischen den beiden Gebieten und deren möglichen Manifestationen liegen. Falls ihr in eurer Arbeit bestimmte Vorkommnisse, Projekte, Arbeitsverhältnisse oder strukturelle Gegebenheiten erlebt habt, die geeignet sind, die genannten Verhältnisse näher zu beleuchten, und eure Einblicke und Einsichten teilen wollt, freue ich mich über eine Nachricht! Meine Perspektive ist hauptsächlich auf die Situation und akademische Tradition in Deutschland bezogen; Beobachtungen und Erfahrungen aus anderen Staaten sind mir aber ebenso willkommen.

Gedanken zur Musikgenerierung mit KI

Bislang besitzt künstliche Intelligenz, die auf die Produktion von ›Musik‹ ausgelegt ist, aus meiner Sicht keine maßgebliche Bedeutung, die über bloße Spielerei hinausgeht. In den Bereichen, die mich als Lehrenden und Musikforscher am meisten interessieren – historische Satzlehre, Analyse mit Hilfe von Strategien aus der Entstehungszeit der Musik, Methodik des Musiktheorieunterrichts – hat KI nicht viel zu bieten. Zudem teile ich nicht die Ansicht, dass menschliche Kreativität potentiell redundanzgefährdet oder in ihrem Stellenwert bedroht sei, wenn es um die Generierung akustischer ›Musikaufnahmen‹ auf Grundlage von historischen Modellen der musikalischen Form, Harmonik und Stimmführung geht. Aus dieser Perspektive sind die Ergebnisse, die ich bisher erlebt habe, größtenteils flach und uninspirierend und lassen eine angemessene Realisierung wesentlicher Stilmerkmale weitgehend vermissen. Während Tools wie Suno oder Udio durchaus beeindruckende Resultate in bestimmten populären Stilistiken liefern können, scheitern sie noch spektakulär an Standardaufgaben der klassischen Satzlehre, wie etwa der Generierung eines dreistimmigen Fugenbeginns oder einer Sonatenexposition mit zwei Themen, modulierender Überleitung und plausibler motivischer Verarbeitung. Siehe diesen Link für ein Ergebnis meiner mühsamen Versuche, Suno den ersten Formteil eines klassischen Klaviersonatensatzes mit Übergang zur Oberquinttonart abzuringen.

Solange textprompt-basierte generative KI-Modelle durch solche offensichtlichen Einschränkungen gekennzeichnet sind, erscheinen sie größtenteils bedeutungslos für die akademische Lehre in den historisch fundierten Teilgebieten der Musiktheorie. Dennoch bin ich gespannt auf die Entwicklungen der nahen Zukunft. Wenn wir uns vorstellen, dass KI in der Lage wäre, etwas zu erzeugen, das wie ein idealtypisches Lehrbuchbeispiel für ein historisches Formmodell klingt – sagen wir, eine 16taktige dreiteilige Liedform oder ein schlichter Menuettsatz mit Reprise des Anfangsthemas –, könnten wir geeignetes Material für die Illustration elementarer Formfunktionen gewinnen, in Ermangelung tatsächlich existierender Musikbeispiele repräsentiert durch eine KI-Produktion, die lediglich das Modell abbildet, ohne dabei einen kompositorischen Personalstil auszuprägen. Wenn wir dieses Produkt dann mit einem tatsächlichen Werkbeispiel konfrontieren, das auf dem gleichen Formmodell basiert, aber die Gesetzmäßigkeiten des Idealtyps in vielerlei Hinsicht individualisiert oder überschreitet und erst dadurch als kreative Schöpfung erscheint, könnte ein solcher Vergleich tatsächlich einen produktiven Mehrwert bieten, indem er Studierenden ermöglicht, die Rolle formaler und satztechnischer Schemata für den Entstehungsprozess einer Komposition besser nachvollziehen und bewerten zu können.

Streaming Releases #6–9

Einige weitere Veröffentlichungen meiner Musik sind nun auf mehreren Streamingportalen verfügbar, darunter die folgenden Kompositionen:

  • Marschburleske für Trompete und Klavier (2008) in einer Aufnahme mit Christian Syperek, dem Interpreten der Uraufführung
  • Nachtwächtergesänge, ein Liederzyklus nach Gedichten von Helga Simon (2007), dargeboten durch die Sängerin Diva Corah Davis
  • Nachtgirlande (2007), eine lyrische Szene in der Fassung für Theremin und Klavier, zu hören mit der einzigartigen Carolina Eyck als Solistin und meiner Unterstützung
  • Poem für Violine und Klavier (2006), wunderschön interpretiert von Myvanwy Penny

Ich werde nach und nach noch weitere Tonaufnahmen aus den letzten beiden Jahrzehnten bereitstellen. Falls ihr an einem der Stücke Gefallen finden solltet, bringt dies gern durch ein Like oder die Hinzufügung zu einer Playlist zum Ausdruck!

Veränderungen stehen an Berliner Musikschulen bevor

Der Berliner Senat hat in einer Pressemitteilung vom 19.03.2024 bekanntgegeben, dass an den hiesigen Bezirksmusikschulen einstweilen keine Honorarverträge in Arbeitsverträge umgewandelt werden – im Gegensatz zu vielen anderen deutschen Kommunen, die nach einem Urteil des Bundessozialgerichts von Juni 2022, das die Sozialversicherungspflicht betrieblich eingebundener Honorarkräfte bestätigt hat, nun Rechtssicherheit für ihre Lehrkräfte herbeizuführen suchen. Stattdessen wird in Berlin der Status quo mit 77 Prozent freiberuflich tätigen Musikschullehrer:innen beibehalten, und der Senat stellt denjenigen Bezirken, die Einbußen durch etwaige Nachzahlungen von Arbeitgeberbeiträgen in Kauf nehmen müssen, eine Kompensation in Aussicht. In meinen Augen ist dies ein unverantwortliches Vorgehen, das den Honorarkräften in ihrer derzeitigen Situation nicht weiterhilft, sondern die Bezirksämter zur Fortsetzung einer potentiell rechtswidrigen Praxis ermutigt. Ich habe mit meinen Kolleg:innen aus dem Vorstand des Berliner Tonkünstlerverbands eine Stellungnahme zur Personalpolitik des Senats und deren möglichen negativen Auswirkungen verfasst, ergänzt durch Vorschläge zu alternativen Strategien für einen zukunftsorientierten Betrieb der Berliner Musikschulen.

» Die Stellungnahme des DTKV Berlin lesen