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Gagendumping in Wiener Orchestern

Die beklagenswerte Praxis einiger Wiener Orchester, freischaffende Musiker:innen zu viel zu niedrigen Honoraren zu beschäftigen, hat sich zu einem alarmierenden Ausmaß entwickelt, seit ich in dieser Stadt meine Promotion absolviert habe. Wien ist immer ein Sehnsuchtsort für Menschen gewesen, die im klassischen Musikbetrieb arbeiten – ein aktueller Bericht der Wochenzeitung Falter stellt dieses Idealbild nun in Frage. Ein Orchestermanager und Konzertveranstalter, der mit dubioser Touristenabzocke und Programmen mit abgenutztem Standardrepertoire viel Geld einnimmt, lässt sich mit der Weigerung zitieren, seinen Musiker:innen mehr als 80–100 Euro pro Tag zu zahlen: er sehe keinen Grund, höhere Gagen zu offerieren, denn es gebe mehr als genug Instrumentalist:innen, die für diesen Tagessatz bereit seien zu spielen. Ein Kommentierender auf Facebook suggeriert, der Grund dafür sei der große Zustrom von Musiker:innen aus Tschechien, Ungarn und den Balkanländern, die in Wien die Preise verdürben – als ob die Arbeit dieser Kolleg:innen weniger wert wäre als die der Einheimischen. Zynismus pur!

Dieses abscheuliche Geschäftsmodell muss gestoppt werden. Kürzlich hat die österreichische Interessenvertretung IG Freie Musikschaffende ein Papier mit Honorarempfehlungen veröffentlicht, das einen Tagessatz von 228 Euro veranschlagt. Dies ist eine vernünftige, aus unternehmerischer Sicht eher noch zu niedrige Forderung, die jedoch weit jenseits der derzeitigen Realität liegt. Erzählt die Geschichte bitte weiter und helft den Wiener Kolleg:innen, ihre ausbeuterischen Auftraggeber loszuwerden! #fairpayment #freiemusikszene

Neue Position beim Tonkünstlerverband Berlin

Ich freue mich, bekanntgeben zu können, dass ich zum Geschäftsführer des Tonkünstlerverbands Berlin bestellt wurde. Zugleich trete ich von meiner ehrenamtlichen Position als stellvertretender Vorsitzender zurück, um mich künftig auf professioneller Basis um die Verbandsführung zu kümmern. Ab Juni 2024 werde ich für die Mitgliederverwaltung, die Innen- und Außenkommunikation sowie die Öffentlichkeitsarbeit des Verbands verantwortlich sein, an dessen Umgestaltung zu einer modernen und zukunftsgerichteten Interessenvertretung für Musiker*innen und Musikpädagog*innen ich aktiv beteiligt war. Meine Haupttätigkeit als Hochschuldozent für Musiktheorie werde ich beibehalten.

Kooperation und Konkurrenz

Derzeit arbeite ich an einem Artikel über die Beziehung zwischen den akademischen Disziplinen Musikwissenschaft und Musiktheorie im weiteren Sinne. Der Schwerpunkt der Darstellung wird auf verschiedenen Aspekten von Kooperation / Kollaboration bzw. Konkurrenz zwischen den beiden Gebieten und deren möglichen Manifestationen liegen. Falls ihr in eurer Arbeit bestimmte Vorkommnisse, Projekte, Arbeitsverhältnisse oder strukturelle Gegebenheiten erlebt habt, die geeignet sind, die genannten Verhältnisse näher zu beleuchten, und eure Einblicke und Einsichten teilen wollt, freue ich mich über eine Nachricht! Meine Perspektive ist hauptsächlich auf die Situation und akademische Tradition in Deutschland bezogen; Beobachtungen und Erfahrungen aus anderen Staaten sind mir aber ebenso willkommen.

Gedanken zur Musikgenerierung mit KI

Bislang besitzt künstliche Intelligenz, die auf die Produktion von ›Musik‹ ausgelegt ist, aus meiner Sicht keine maßgebliche Bedeutung, die über bloße Spielerei hinausgeht. In den Bereichen, die mich als Lehrenden und Musikforscher am meisten interessieren – historische Satzlehre, Analyse mit Hilfe von Strategien aus der Entstehungszeit der Musik, Methodik des Musiktheorieunterrichts – hat KI nicht viel zu bieten. Zudem teile ich nicht die Ansicht, dass menschliche Kreativität potentiell redundanzgefährdet oder in ihrem Stellenwert bedroht sei, wenn es um die Generierung akustischer ›Musikaufnahmen‹ auf Grundlage von historischen Modellen der musikalischen Form, Harmonik und Stimmführung geht. Aus dieser Perspektive sind die Ergebnisse, die ich bisher erlebt habe, größtenteils flach und uninspirierend und lassen eine angemessene Realisierung wesentlicher Stilmerkmale weitgehend vermissen. Während Tools wie Suno oder Udio durchaus beeindruckende Resultate in bestimmten populären Stilistiken liefern können, scheitern sie noch spektakulär an Standardaufgaben der klassischen Satzlehre, wie etwa der Generierung eines dreistimmigen Fugenbeginns oder einer Sonatenexposition mit zwei Themen, modulierender Überleitung und plausibler motivischer Verarbeitung. Siehe diesen Link für ein Ergebnis meiner mühsamen Versuche, Suno den ersten Formteil eines klassischen Klaviersonatensatzes mit Übergang zur Oberquinttonart abzuringen.

Solange textprompt-basierte generative KI-Modelle durch solche offensichtlichen Einschränkungen gekennzeichnet sind, erscheinen sie größtenteils bedeutungslos für die akademische Lehre in den historisch fundierten Teilgebieten der Musiktheorie. Dennoch bin ich gespannt auf die Entwicklungen der nahen Zukunft. Wenn wir uns vorstellen, dass KI in der Lage wäre, etwas zu erzeugen, das wie ein idealtypisches Lehrbuchbeispiel für ein historisches Formmodell klingt – sagen wir, eine 16taktige dreiteilige Liedform oder ein schlichter Menuettsatz mit Reprise des Anfangsthemas –, könnten wir geeignetes Material für die Illustration elementarer Formfunktionen gewinnen, in Ermangelung tatsächlich existierender Musikbeispiele repräsentiert durch eine KI-Produktion, die lediglich das Modell abbildet, ohne dabei einen kompositorischen Personalstil auszuprägen. Wenn wir dieses Produkt dann mit einem tatsächlichen Werkbeispiel konfrontieren, das auf dem gleichen Formmodell basiert, aber die Gesetzmäßigkeiten des Idealtyps in vielerlei Hinsicht individualisiert oder überschreitet und erst dadurch als kreative Schöpfung erscheint, könnte ein solcher Vergleich tatsächlich einen produktiven Mehrwert bieten, indem er Studierenden ermöglicht, die Rolle formaler und satztechnischer Schemata für den Entstehungsprozess einer Komposition besser nachvollziehen und bewerten zu können.

Streaming Releases #6–9

Einige weitere Veröffentlichungen meiner Musik sind nun auf mehreren Streamingportalen verfügbar, darunter die folgenden Kompositionen:

  • Marschburleske für Trompete und Klavier (2008) in einer Aufnahme mit Christian Syperek, dem Interpreten der Uraufführung
  • Nachtwächtergesänge, ein Liederzyklus nach Gedichten von Helga Simon (2007), dargeboten durch die Sängerin Diva Corah Davis
  • Nachtgirlande (2007), eine lyrische Szene in der Fassung für Theremin und Klavier, zu hören mit der einzigartigen Carolina Eyck als Solistin und meiner Unterstützung
  • Poem für Violine und Klavier (2006), wunderschön interpretiert von Myvanwy Penny

Ich werde nach und nach noch weitere Tonaufnahmen aus den letzten beiden Jahrzehnten bereitstellen. Falls ihr an einem der Stücke Gefallen finden solltet, bringt dies gern durch ein Like oder die Hinzufügung zu einer Playlist zum Ausdruck!