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Ich nenne keine Namen

Der Grund, warum ich mich nicht wirklich für Interpreten ›klassischer‹ Musik interessiere, ist mein Eindruck, dass sie häufig durch ihre dominante Persönlichkeit die Musik verdecken – besonders diejenigen, die bei großen Labels unter Vertrag sind. Mich graust es, wenn ich Konzertplakate oder CD-Cover sehe, auf denen der Name der Interpretin größer gedruckt ist als der des Komponisten; dies veranlasst mich, dem Konzert fernzubleiben oder den Laden zu verlassen. Mich reizen die Kompositionen, nicht diejenigen, die sie aufführen, mögen ihre Gesichter noch so hübsch und ihr Auftreten noch so verführerisch sein. Das, was sie spielen, ist weitgehend uninteressant: keine Überraschungen, kaum Ausflüge jenseits des Standardrepertoires. Also, liebe ›Klassikstars‹ und Echo-Preisträger, verschont mich doch bitte mit den Hunderten von Monotonscheinsonaten und Dummelflügen, die einzig eurer Selbstinszenierung und der Pflege eurer Profilneurosen dienen. Als kommerziell kontrollierte Marionetten der Musikbranche seid ihr nicht zu bewundern, sondern zu bemitleiden. Ihr lasst die Musik nicht erstrahlen, sondern sonnt euch in ihrem Glanz. Verkauft gern weiterhin eure seichten Hochglanzprodukte, aber erwartet nicht, dass ich euer Publikum bin.

Schreibende Musiker*innen: Oje!

Liebe Musikerkolleg*innen, ich habe eine Bitte an euch. Als Interpretinnen und Interpreten von Musik seid ihr großartig. Aber wenn ihr euch berufen fühlt, eigenständig Texte oder Schriftstücke über Musik zu verfassen, dann lasst es lieber – es sei denn, ihr seid wirklich sicher, dass ihr das könnt. In allen anderen Fällen: Bitte betraut kompetente Menschen mit dieser Aufgabe (oder zeigt eure Texte zumindest einer Person, die regelmäßig über Musik schreibt). Ich habe in letzter Zeit so viele Fehlleistungen auf diesem Gebiet erlebt, dass ich diesen Appell loswerden muss. Wenn ihr also Unterstützung beim professionellen Schreiben von Künstlerbiographien, Konzertankündigungen, Werkeinführungen, Texten für Booklets oder Webseiten braucht, wendet euch vertrauensvoll an mich! Ich helfe sehr gern.

Neuer Kanal bei SoundCloud

Es gab eine ganze Reihe von Live-Mitschnitten und Studioaufnahmen aus meiner Schul- und Studienzeit, die ungenutzt auf verschiedenen Festplatten schlummerten. Nun habe ich, zusätzlich zu meinem Komponistenprofil und dem meines Kammerchors, eine separate Seite bei SoundCloud angelegt, die meinen Interpretationen der Musik anderer Persönlichkeiten gewidmet ist. Vorerst findest du auf diesem Kanal einige Werke von Bach, Schumann, Franck, Skrjabin und Gershwin. Ich wäre hochbeglückt, wenn du vorbeihören würdest!

Update: Ich habe weitere Aufnahmen aus den Jahren 2005–2009 hochgeladen, darunter Klavierwerke, Duo-Kammermusik und einige romantische Lieder und Musicalsongs. Insbesondere empfehle ich die Kompositionen von Enrique Granados, Leoš Janáček, Alban Berg, Francis Poulenc, Viktor Ullmann und Dmitrij Schostakowitsch. Außerdem sind aber auch Stücke aus dem Standardrepertoire für Tasteninstrumente zu finden, etwa Musik der Bach-Familie, von Chopin und von Brahms. Über Besuche auf meinem Interpreten-Profil bei SoundCloud freue ich mich.

Postfaktischer Jahresrückblick

Mein satirischer Rückblick auf das Musikjahr 2016 ist auf dem Blog Musik – mit allem und viel scharf veröffentlicht worden. Auf Grundlage einer Anzahl von Facebook-Beiträgen werden in den vier Episoden Begebenheiten und Anekdoten von Interpret_innen und Komponisten, aus der Musikbranche sowie aus dem akademischen Leben zu einem wortspielträchtigen Potpourri von erheblicher Albernheit verrührt. Postfaktischer Warnhinweis: Euer Sinn für Spott und absurde Ironie wird auf die Probe gestellt werden. Für mögliche Beeinträchtigungen kann ich keine Haftung übernehmen 😉

Widersprüchliche Tonarten

Die Tonart, mit der eine Komposition assoziiert wird, entspricht nicht immer der musikalischen Realität. Etwa wird Beethovens Kreutzer-Sonate op. 47 angesichts ihrer langsamen Einleitung und des Finalsatzes generell als ein Werk in A-Dur bezeichnet, obwohl der Sonatenhauptsatz-Teil des ersten Satzes in a-Moll steht. Ein etwas anderer Fall ist Schumanns vermeintliches a-Moll-Streichquartett op. 41 Nr. 1, wo die Einleitung die Gesamttonart zu bestimmen scheint, ungeachtet der Tatsache, dass das erste Sonaten-Allegro in F-Dur erklingt. Noch merkwürdiger ist der Sachverhalt in Schuberts Impromptu op. 90 Nr. 4, gemäß Vorzeichnung und gängiger Betitelung ein As-Dur-Stück, obwohl es ohne jeden Zweifel in as-Moll beginnt.

Ist es nicht widersprüchlich, die Tonart eines (mehrsätzigen) Werkes nur an seinem Beginn festzumachen? Mir erscheint es schlüssiger, dem Hauptteil eines Satzes den Vorrang vor einer Einleitung zu geben, solange die letztere lediglich eine Varianttonart ausprägt, ohne den Grundton zu verändern – in diesem Sinne wären Mendelssohns Rondo capriccioso op. 14 (ein e-Moll-Werk, auch wenn die Einleitung in E-Dur steht) und Dvořáks achte Symphonie op. 88 (G-Dur mit Einleitung des ersten Satzes in g-Moll) korrekt bezeichnet. Nach diesem Grundsatz müssten wir die Kreutzer-Sonate als eine a-Moll-Komposition erachten. Andererseits würde das erwähnte Schumann-Quartett weiterhin als a-Moll-Werk identifiziert, diejenige Tonart, in der drei seiner vier Sätze beginnen, ungeachtet der Tatsache, dass der Kopfsatz zur Untermediante ausweicht. Was meint ihr?