<span class="vcard">Wendelin Bitzan</span>
Wendelin Bitzan

Widersprüchliche Tonarten

Die Tonart, mit der eine Komposition assoziiert wird, entspricht nicht immer der musikalischen Realität. Etwa wird Beethovens Kreutzer-Sonate op. 47 angesichts ihrer langsamen Einleitung und des Finalsatzes generell als ein Werk in A-Dur bezeichnet, obwohl der Sonatenhauptsatz-Teil des ersten Satzes in a-Moll steht. Ein etwas anderer Fall ist Schumanns vermeintliches a-Moll-Streichquartett op. 41 Nr. 1, wo die Einleitung die Gesamttonart zu bestimmen scheint, ungeachtet der Tatsache, dass das erste Sonaten-Allegro in F-Dur erklingt. Noch merkwürdiger ist der Sachverhalt in Schuberts Impromptu op. 90 Nr. 4, gemäß Vorzeichnung und gängiger Betitelung ein As-Dur-Stück, obwohl es ohne jeden Zweifel in as-Moll beginnt.

Ist es nicht widersprüchlich, die Tonart eines (mehrsätzigen) Werkes nur an seinem Beginn festzumachen? Mir erscheint es schlüssiger, dem Hauptteil eines Satzes den Vorrang vor einer Einleitung zu geben, solange die letztere lediglich eine Varianttonart ausprägt, ohne den Grundton zu verändern – in diesem Sinne wären Mendelssohns Rondo capriccioso op. 14 (ein e-Moll-Werk, auch wenn die Einleitung in E-Dur steht) und Dvořáks achte Symphonie op. 88 (G-Dur mit Einleitung des ersten Satzes in g-Moll) korrekt bezeichnet. Nach diesem Grundsatz müssten wir die Kreutzer-Sonate als eine a-Moll-Komposition erachten. Andererseits würde das erwähnte Schumann-Quartett weiterhin als a-Moll-Werk identifiziert, diejenige Tonart, in der drei seiner vier Sätze beginnen, ungeachtet der Tatsache, dass der Kopfsatz zur Untermediante ausweicht. Was meint ihr?

Konzerteinführung in Hamburg

Heute abend steigt mein erster Auftritt als Musikvermittler in Hamburg. Ich brenne darauf, dem Publikum der Laeiszhalle eine Konzerteinführung für ein Symphoniekonzert der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen zu servieren. Solist und musikalischer Leiter des Abends ist der Geiger Christian Tetzlaff. So ihr Lust auf Violinkonzerte von Mozart und Beethoven sowie auf Schönbergs Verklärte Nacht verspürt: dies ist die Gelegenheit! Über eure Gesellschaft wäre ich hocherfreut. Einführung um 19 Uhr im Kleinen Saal, Konzert um 20 Uhr.

Musik zum Spätherbst

Nun, da der elfte Monat angebrochen ist, gibt es hier eine geeignete akustische Untermalung aus meiner Feder. Macht es euch gemütlich mit einer Tasse Tee, genießt mein Klavierstück Novemberklage und kommt alle gut durch diese düstere, kalte und regnerische Jahreszeit!

Uraufführung: Tiefes Herz

Am Freitag, den 28. Oktober, werden Joanna Talarkiewicz, Sojeong Son und Hanna Raniszewska meine Komposition Tiefes Herz nach Versen von Sarah Kirsch für Singstimme, Flöte und Klavier uraufführen. Das Stück erklingt in einer öffentlichen Liedmeisterklasse meiner lieben Kollegin Karola Theill, gemeinsam mit Musik von Lachner, Brahms, Saint-Saëns und Vaughan Williams. Es wird ein fragiles und zartklingendes Erlebnis – ich würde mich über eure Gegenwart im Saal freuen.

Taneev, Skrjabin und Metner

Meine jüngsten Verlautbarungen über russische Musik sind nun online erhältlich. Baldiges Lesen oder Herunterladen ist sicher ratsam – sobald die Texte gedruckt sind, werde ich sie auf Betreiben der Verlage aus dem Netz nehmen müssen 😉 Der Aufsatz über Symphonien von Taneev und Skrjabin ist in drei verschiedenen Sprachen verfügbar; die Analysen von Metners Klaviersonaten op. 11, op. 22 und op. 27 gibt es nur in deutsch bzw. englisch. Seht es mir nach, falls eure Sprache diesmal nicht dabei ist!