Die beklagenswerte Praxis einiger Wiener Orchester, freischaffende Musiker:innen zu viel zu niedrigen Honoraren zu beschäftigen, hat sich zu einem alarmierenden Ausmaß entwickelt, seit ich in dieser Stadt meine Promotion absolviert habe. Wien ist immer ein Sehnsuchtsort für Menschen gewesen, die im klassischen Musikbetrieb arbeiten – ein aktueller Bericht der Wochenzeitung Falter stellt dieses Idealbild nun in Frage. Ein Orchestermanager und Konzertveranstalter, der mit dubioser Touristenabzocke und Programmen mit abgenutztem Standardrepertoire viel Geld einnimmt, lässt sich mit der Weigerung zitieren, seinen Musiker:innen mehr als 80–100 Euro pro Tag zu zahlen: er sehe keinen Grund, höhere Gagen zu offerieren, denn es gebe mehr als genug Instrumentalist:innen, die für diesen Tagessatz bereit seien zu spielen. Ein Kommentierender auf Facebook suggeriert, der Grund dafür sei der große Zustrom von Musiker:innen aus Tschechien, Ungarn und den Balkanländern, die in Wien die Preise verdürben – als ob die Arbeit dieser Kolleg:innen weniger wert wäre als die der Einheimischen. Zynismus pur!
Dieses abscheuliche Geschäftsmodell muss gestoppt werden. Kürzlich hat die österreichische Interessenvertretung IG Freie Musikschaffende ein Papier mit Honorarempfehlungen veröffentlicht, das einen Tagessatz von 228 Euro veranschlagt. Dies ist eine vernünftige, aus unternehmerischer Sicht eher noch zu niedrige Forderung, die jedoch weit jenseits der derzeitigen Realität liegt. Erzählt die Geschichte bitte weiter und helft den Wiener Kolleg:innen, ihre ausbeuterischen Auftraggeber loszuwerden! #fairpayment #freiemusikszene