Liebe Menschen, die ihr der russischen Musik zugewandt seid: Dies ist eine Einladung zu meinem bevorstehenden Vortrag am Donnerstag, 30. Januar, 15 Uhr, anlässlich dessen ich mich erstmals in biographische Studien vertiefen werde. Im Rahmen einer Tagung über Emigration von Künstler_innen aus Osteuropa am Zentrum für Musikwissenschaft der Universität Leipzig werde ich ein englischsprachiges Paper mit dem Titel »Decision, Hope, and Resignation« präsentieren, das den Aufenthalt Nikolaj Metners in Berlin (1921–1924) und die damit verknüpften persönlichen und künstlerischen Entwicklungen zum Gegenstand hat. Der Eintritt ist frei, und auch das übrige Tagungsprogramm, das Aspekte der Emigrant_innenkultur aus Polen, Litauen, Slowenien und Ungarn abdeckt, ist vielversprechend. — Das vollständige Programm ist hier einsehbar.
Nachruf für Linda
Mit einer kurzen Notiz möchte ich meiner amerikanischen Kollegin Linda Shaver-Gleason gedenken, die letzte Woche im Alter von 36 Jahren verstorben ist. In ihrer Eigenschaft als öffentliche Musikwissenschaftlerin, wie sie sich selbst bezeichnete, hat sie sich in verschiedenen Bereichen hervorgetan: als Spezialistin für die Rezeptionsgeschichte Mendelssohns, als geschätzte Autorin in Printmedien und Online-Magazinen, und als einflussreiche Bloggerin auf ihrer Webseite Not Another Music History Cliché. Ihre Sprachgewandtheit, ihre Hingabe und ihr Mut werden im Gedächtnis bleiben. Möge sie in Frieden ruhen und ihr Vermächtnis von Dauer sein.
Geltungssucht im Tonkünstlerverband
Ich finde es bedauerlich, dass führende Mitglieder des Deutschen Tonkünstlerverbands, der landesweit größten berufsständischen Vereinigung für Musiker_innen, sich mit irreführenden oder schlicht falschen Informationen zu ihrer Berufstätigkeit in der Öffentlichkeit präsentieren. Hier sind drei Beispiele:
(1) Der Saxophonist Detlef Bensmann, derzeit Vorsitzender des DTKV Berlin, stellt sich auf seinem Instagram-Profil als Professor vor. Tatsächlich bekleidet er keine Position an einer öffentlichen Institution, die ihm erlauben würde, diese Berufsbezeichnung zu führen.
(2) Die Flötistin Adelheid Krause-Pichler, derzeit erste stellvertretende Vorsitzende im Bundespräsidium des DTKV, bezeichnet sich auf ihrer Webseite als Komponistin. Tatsächlich tritt sie nicht öffentlich mit ihren Kompositionen, sofern es solche geben sollte, in Erscheinung.
(3) Der Komponist Gabriel Iranyi, ehemaliges Mitglied des geschäftsführenden Vorstands des DTKV Berlin, beansprucht an verschiedenen Stellen, Musikwissenschaftler zu sein. Tatsächlich hat er niemals maßgeblich in diesem Fach gelehrt oder veröffentlicht.
Jugendprojekt in Magdeburg
Ich freue mich, an dem musiktheaterpädagogischen Projekt YOUR_Street.Scene am Theater Magdeburg, das lose auf Kurt Weills Oper Street Scene basiert, beteiligt zu sein. Im Laufe der nächsten Monate werde ich einen Workshop mit Schüler_innen der elften Klasse am Internationalen Gymnasium Pierre Trudeau Barleben leiten, der in eine musikalisch-choreographische Perfomance mündet, welche im Juli 2020 innerhalb und außerhalb des Magdeburger Opernhauses präsentiert werden wird. Heute hat der Kurs begonnen – die Schüler_innen verfügen über ein vielversprechendes Musikverständnis und gute instrumentale und vokale Voraussetzungen, und ich bin gespannt darauf, Anregungen und Impulse für ihre gemeinsamen Improvisationen und Kompositionen zu geben. Dank an den einfallsreichen Matthias Brandt für das Initiieren dieser Zusammenarbeit!
Nikolaj Metner 140
Eigentlich lege ich keinen großen Wert auf Jubiläen, und den bevorstehenden Feierlichkeiten zum Thema BTHVN 2020 sehe ich weitgehend gleichgültig entgegen. Dennoch wäre es wahrscheinlich überraschend, wenn ich ausgerechnet den heutigen Tag unkommentiert verstreichen ließe, an dem sich der Geburtstag Nikolaj Karlovič Metners zum 140. Male jährt. Herzlichen Glückwunsch, mein Wertester! Eure Musik ist mir ein immerwährender Quell der Inspiration und wird mir auch in Zukunft reiche Momente der Leidenschaft, Freude und äußersten Glückseligkeit verschaffen. Ich wage zu hoffen, dass Ihr das folgende Machwerk hättet billigen und zum Zeichen meiner Ehrerbietung nehmen mögen, das ich vor zwei Jahren kreierte und hier nun als posthumes Geburtstagsgeschenk präsentiere – ich entnahm die eingängigsten Weisen aus Eurer C-Dur-Sonate op. 11 Nr. 3, versah sie mit einer englischen Übersetzung der von Euch so geschätzten Lyrik Goethes, die Ihr dem Werk als Motto voranstelltet, und verschmolz diese Zutaten zu einer Jazzballade namens Aussöhnung. Wenn diese Kleinigkeit keinen anderen Zweck erfüllt als der Gemeinde Eurer Bewunderer ein bescheidenes Vergnügen zu bereiten, so werde ich froh und zufrieden sein.