<span class="vcard">Wendelin Bitzan</span>
Wendelin Bitzan

Überbrückung der Krise mit ALG II

Liebe freischaffende Kolleginnen und Kollegen, die ihr derzeit von existenzbedrohenden Verdienstausfällen durch die Corona-Krise betroffen seid: Verlasst euch nicht allein auf Spendenaktionen, gewerkschaftliche Initiativen oder Hilfspakete der Bundesregierung. Ich empfehle euch, einen Antrag auf Arbeitslosengeld II zu stellen, um kurzfristig euer Einkommen zu sichern oder aufzustocken. Die Bearbeitungszeit beträgt, abhängig von der Auslastung des betreffenden Jobcenters, einige Wochen. Empfindet diesen Schritt nicht als soziales Stigma, sondern als berechtigte Inanspruchnahme von Sozialleistungen, die euch aufgrund einer durch die derzeitigen Maßnahmen der Regierung bewirkten Notlage zustehen. Ich habe selbst mehrmals Anträge auf ALG II gestellt – der bürokratische Aufwand ist deutlich geringer als derjenige einer Steuererklärung und bewirkt eine zeitnahe Entlastung für einen Bewilligungszeitraum von sechs Monaten.

Die benötigten Formulare (Hauptantrag oder Weiterbewilligungsantrag, Anlage EKS für selbständige Arbeit, evtl. Anlage EK und Arbeitsbescheinigung für nichtselbständige Arbeit, Anlage KDU für Unterkunftskosten, evtl. Anlage KI für Kinder) findet ihr auf dieser Webseite. Falls ihr Fragen habt oder Beratung bei der Antragsstellung braucht, meldet euch gern bei mir.

Feste auf die Schrift

Hiermit sei euch zur Kenntnis gebracht, dass meine Besprechung der berüchtigten Festschrift für Siegfried Mauser in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Die Musikforschung erschienen ist: Jg. 73, Nr. 1 (2020), 65–67. Es gibt keine digitale Version, soweit mir bekannt ist – lasst es mich wissen, wenn ihr die Rezension lesen möchtet und keinen Zugang zu der Zeitschrift habt. #criticbait

Vom Niedergang der Klassikindustrie

In einem faszinierenden Longread hat ein*e anonyme*r Dirigent*in seine / ihre Abrechnung mit dem klassischen Musikbetrieb veröffentlicht. Ein Bekenntnis von solch bestechender Aufrichtigkeit und Kühnheit, das die Fehlentwicklungen der letzten Jahrzehnte schonungslos offenlegt, habe ich aus der Feder eines Insiders noch nicht gelesen. Es handelt sich nicht eigentlich um eine Klage, sondern um eine Analyse des Niedergangs einer ganzen Industrie, wie der Untertitel es treffend bezeichnet, die in meinen Augen von Personen, denen die Zukunft professioneller Musikausübung und die Ausbildung von Musiker*innen am Herzen liegt, unbedingt zur Kenntnis genommen werden sollte. Ich stimme nicht jedem einzelnen Aspekt zu – etwa kann ›Größe‹ nicht als Kriterium für Qualität dienen, ebensowenig wie die zweifelhafte Kategorie des ›Meisterwerks‹ –, doch in ihren wesentlichen Punkten ist die Kritik uneingeschränkt relevant und plausibel. Die / der Autor*in hat überzeugend dargelegt, warum sie / er ihre / seine Identität nicht preisgeben kann (lest dazu bitte auch das Interview). Meinerseits bin ich jedoch bereit, für die Positionen und Schlussfolgerungen des Artikels einzustehen. Das Geschäft mit der klassischen Musik ist zu einer kapitalistischen Farce verkommen. Einige Dinge werden sich maßgeblich verändern müssen.

Musik von Theoretikern

Kennt ihr Musik von Gioseffo Zarlino, Johann Mattheson oder Heinrich Schenker? Durch das Interesse und die Neugierde meiner Studierenden wurde ich veranlasst, jenseits der altbekannten Traktate und Lehrbücher der europäischen Musikgeschichte noch ein wenig weiter zu stöbern, und stellte fest, dass die meisten der Protagonisten auch durchaus beachtenswerte Komponisten waren. Die hier zusammengestellte Playlist Musik von Theoretikern ist, wenn man so will, ein Beiprodukt eines Seminars zur Geschichte der Musiktheorie, das ich im vergangenen Semester an der Robert Schumann Hochschule Düsseldorf geben durfte. Ich bin überzeugt, dass viele dieser Kompositionen es wert sind, aus den Untiefen der Vergessenheit hervorgeholt zu worden, denen sie anheim gefallen sind – und natürlich gibt es noch viel mehr zu entdecken. Einstweilen hoffe ich, dass ihr an der folgenden Auswahl von Preziosen ebenso viel Freude habt wie ich.

Autokratie im DTKV Berlin

In der aktuellen Ausgabe der nmz befindet sich ein Interview mit Detlef Bensmann, dem Vorsitzenden des Deutschen Tonkünstlerverbands Berlin, der die Einigung des Berufsverbandes als sein persönliches Ziel ausgibt. Wie kann es dann sein, dass er die Kommunikation mit kritischen Mitgliedern und die Auseinandersetzung mit abweichenden Meinungen verweigert? Bei der letzten Mitgliederversammlung im Oktober 2019 erhielt ich die meisten Stimmen für die Position des zweiten stellvertretenden Vorsitzenden – aber der Wahlleiter versäumte es, eine Stichwahl durchführen zu lassen. Seitdem lehnt Bensmann die Zusammenarbeit ab, möchte die Vervollständigung der Wahl vermeiden und hindert mich daran, meine Ideen für die Verbandsarbeit in den Vorstand einzubringen. Stattdessen droht er mir mit einem Ausschluss aus dem DTKV. Dies ist die Art und Weise, wie dieser Berufsverband geführt und eine effiziente berufsständische Vertretung der freiberuflichen Musiker_innen in Berlin unmöglich gemacht wird.