Wenn das Leben nicht so eine unvorhersehbare Angelegenheit wäre, so hätte ich heute abend zwei Metner-Sonaten bei einem Gesprächskonzert in der Robert Schumann Hochschule Düsseldorf aufgeführt – im Verein mit meinem werten Kollegen Frank Zabel, der Skrjabin dargeboten hätte. Wie habe ich mich auf diese Veranstaltung gefreut, und bedaure noch immer, dass sie abgesagt werden musste! Als kleine Ersatzhandlung habe ich nun einen Live-Mitschnitt von einem Hauskonzert im letzten September aufbereitet, bei dem ich den ersten Satz von Metners Sonate-Ballade op. 27 gespielt habe. Hier teile ich die Aufnahme mit euch, in zuversichtlicher Hoffnung, dass ihre technischen und akustischen Defizite den Hörgenuss nicht allzusehr beeinträchtigen mögen. Habt einen wunderschönen Abend!
Metner: Ein Moskauer in Berlin
Ich habe versucht, die vergangenen Tage der pandemischen Isolation zu einem produktiven Zweck zu nutzen, und meine längliche Studie zu Nikolai Metners Berliner Zeit von 1921–1924 zu Ende geschrieben. Diese faszinierende Beschäftigung ließ mich in eine nicht ganz so gut erforschte Phase der Biographie des Komponisten eintauchen und einige in seiner Korrespondenz und in der russischsprachigen Erinnerungsliteratur verborgene Details und Gegebenheiten näher beleuchten. Für diejenigen unter euch, die es interessieren mag, steht auf dem Portal academia.edu ein Preprint des Artikels zum Lesen und Kommentieren zur Verfügung. Ich bin gespannt auf Anmerkungen und Anregungen!
Überbrückung der Krise mit ALG II
Liebe freischaffende Kolleginnen und Kollegen, die ihr derzeit von existenzbedrohenden Verdienstausfällen durch die Corona-Krise betroffen seid: Verlasst euch nicht allein auf Spendenaktionen, gewerkschaftliche Initiativen oder Hilfspakete der Bundesregierung. Ich empfehle euch, einen Antrag auf Arbeitslosengeld II zu stellen, um kurzfristig euer Einkommen zu sichern oder aufzustocken. Die Bearbeitungszeit beträgt, abhängig von der Auslastung des betreffenden Jobcenters, einige Wochen. Empfindet diesen Schritt nicht als soziales Stigma, sondern als berechtigte Inanspruchnahme von Sozialleistungen, die euch aufgrund einer durch die derzeitigen Maßnahmen der Regierung bewirkten Notlage zustehen. Ich habe selbst mehrmals Anträge auf ALG II gestellt – der bürokratische Aufwand ist deutlich geringer als derjenige einer Steuererklärung und bewirkt eine zeitnahe Entlastung für einen Bewilligungszeitraum von sechs Monaten.
Die benötigten Formulare (Hauptantrag oder Weiterbewilligungsantrag, Anlage EKS für selbständige Arbeit, evtl. Anlage EK und Arbeitsbescheinigung für nichtselbständige Arbeit, Anlage KDU für Unterkunftskosten, evtl. Anlage KI für Kinder) findet ihr auf dieser Webseite. Falls ihr Fragen habt oder Beratung bei der Antragsstellung braucht, meldet euch gern bei mir.
Feste auf die Schrift
Hiermit sei euch zur Kenntnis gebracht, dass meine Besprechung der berüchtigten Festschrift für Siegfried Mauser in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Die Musikforschung erschienen ist: Jg. 73, Nr. 1 (2020), 65–67. Es gibt keine digitale Version, soweit mir bekannt ist – lasst es mich wissen, wenn ihr die Rezension lesen möchtet und keinen Zugang zu der Zeitschrift habt. #criticbait
Vom Niedergang der Klassikindustrie
In einem faszinierenden Longread hat ein*e anonyme*r Dirigent*in seine / ihre Abrechnung mit dem klassischen Musikbetrieb veröffentlicht. Ein Bekenntnis von solch bestechender Aufrichtigkeit und Kühnheit, das die Fehlentwicklungen der letzten Jahrzehnte schonungslos offenlegt, habe ich aus der Feder eines Insiders noch nicht gelesen. Es handelt sich nicht eigentlich um eine Klage, sondern um eine Analyse des Niedergangs einer ganzen Industrie, wie der Untertitel es treffend bezeichnet, die in meinen Augen von Personen, denen die Zukunft professioneller Musikausübung und die Ausbildung von Musiker*innen am Herzen liegt, unbedingt zur Kenntnis genommen werden sollte. Ich stimme nicht jedem einzelnen Aspekt zu – etwa kann ›Größe‹ nicht als Kriterium für Qualität dienen, ebensowenig wie die zweifelhafte Kategorie des ›Meisterwerks‹ –, doch in ihren wesentlichen Punkten ist die Kritik uneingeschränkt relevant und plausibel. Die / der Autor*in hat überzeugend dargelegt, warum sie / er ihre / seine Identität nicht preisgeben kann (lest dazu bitte auch das Interview). Meinerseits bin ich jedoch bereit, für die Positionen und Schlussfolgerungen des Artikels einzustehen. Das Geschäft mit der klassischen Musik ist zu einer kapitalistischen Farce verkommen. Einige Dinge werden sich maßgeblich verändern müssen.