<span class="vcard">Wendelin Bitzan</span>
Wendelin Bitzan

Beachs bezaubernde Ballade

Ich habe einen Aufsatz über ein faszinierendes Werkpaar der amerikanischen Komponistin Amy Beach (1867–1944) vollendet, deren Musik mich in der letzten Zeit beschäftigt hat. Ihre Ballade für Klavier Des-Dur op. 6 aus dem Jahr 1891 basiert auf einem etwas früher entstandenen Lied nach Worten des schottischen Dichters Robert Burns, My luve is like a red, red rose op. 12 Nr. 3. In einer vergleichenden Analyse der beiden Werke untersuche ich deren Form, Harmonik und motivisch-thematische Arbeit und gehe auf die intertextuelle Beziehung zwischen den jeweiligen Klavierparts ein. Der Text wird demnächst online verfügbar sein.

Skrjabin wird 150

Dies ist ein leicht verspäteter Geburtstagsbeitrag für Aleksandr Skrjabin, der meine Dankbarkeit für alle jene faszinierenden Erfahrungen mit seiner Musik zum Ausdruck bringen möge, ebenso wie die gespannte Erwartung meiner Teilnahme an der diesjährigen Konferenz zum 150jährigen Jubiläum im englischen Reading. Weitere Informationen folgen – einstweilen ist hier Konstantin Balmonts Gedicht Zvukovoj zazyv (Tonruf) aus dem Jahr 1925:

Er fühlte die Welt durch Symphonien des Lichtes.
Er rief dazu auf, zu einem schwimmenden Tempel zu verschmelzen –
Berührungen, Klänge, Weihrauch
Und Prozessionen, deren Anzeichen Tänze sind,
Den ganzen Sonnenschein, das Feuer der Blumen und des Sommers,
Die Wahrsagung nach Mond und Sternen,
Die Donner hier, und das kleine Geflüster dort,
Das Necken des musikalischen Sonnenaufgangs.
Das ist wie beim Träumen auf der Erde im Himmel aufzuwachen.
Die Wirbelstürme der Funken im durchstoßenen Dunst verbreitend,
Im Opferfeuer war er unermüdlich.
Und so tanzte er in einem feurigen Schlot,
Bis er zum Tod erwachte mit Glitzer auf der Stirn.
Der wahnsinnige Elf, der Aufruf, der klirrende Skrjabin.

[Deutsche Übersetzung: Elena Chernova]

Ein erfindungsreicher Kollege

Kennt ihr diesen israelischen Kollegen, der in der Schweiz lebt und mit Leidenschaft auf Englisch über italienische und franko-flämische Musik spricht? Falls nicht, möchte ich euch gern auf seine Verlautbarungen aufmerksam machen. Elam Rotem, ein enthusiastischer Musiker, Forscher und Musikvermittler, teilt seine Kenntnisse des Repertoires und der Musiktheorie der Renaissance und des Barock fortwährend auf seiner Webseite und seinem YouTube-Kanal Early Music Sources. Neben einer umfangreichen Quellendatenbank zeigen die verfügbaren Videos vielfältige Zugänge zur Analyse ausgewählter Musikbeispiele und untersuchen stilistische Fragen ebenso wie historische Praxen der Komposition und Improvisation. Angesichts der hohen Abonnentenzahl der Seite kann ich natürlich nicht behaupten, euch etwas Neues kundzutun – gleichwohl fühlte ich mich bewogen, hier eine Ressource zu würdigen, der ich viele erhellende Momente verdanke und die ich nicht nachdrücklich genug empfehlen kann.

Nächste Schritte im DTKV Berlin

Eine ereignisreiche Woche liegt hinter dem Deutschen Tonkünstlerverband Berlin. Nach einem Treffen und produktiven Gespräch mit Christian Höppner am letzten Montag, bei dem wir gemeinsam mit meinem Kollegen Simon Borutzki Perspektiven für die Berliner Kulturpolitik und berufsständische Vertretung freischaffender Musiker_innen erörtert haben, fand am gestrigen Freitag eine sehr produktive Mitgliederversammlung statt. Die Teilnehmer_innen zeigten hohes Engagement bei Kandidaturen und Wahlen neuer Delegierter für den Landesmusikrat Berlin, für die initiative neue musik und für die Bundesdelegiertenversammlung des DTKV. Zudem wurde per einstimmigem Beschluss eine neue Satzung verabschiedet, die zukünftig die digitale Kommunikation erleichtern wird, virtuelle Versammlungen und Sitzungen als permanente Möglichkeit vorsieht und zeitgemäße Wege der Mitgliederbeteiligung und Entscheidungsfindung gestattet. Ich freue mich auf die bevorstehenden Aktivitäten und Herausforderungen mit dem Verband.

Medtner-Sammelband erschienen

Nun ist er endlich erschienen: der Sammelband Nikolai Medtner: Music, Aesthetics, and Contexts – als leicht verspätete Reverenz zum siebzigsten Todestag des Komponisten. Nachdem diese Publikation einen erheblichen Teil meiner Zeit der letzten beiden Jahre in Anspruch genommen hat, darf ich konstatieren: die Mühen haben sich vollauf gelohnt. Ein herzlicher Dank geht an meinen geschätzten Co-Herausgeber Christoph Flamm sowie an die Autor_innen der zwölf Kapitel, die Perspektiven der Forschung und Interpretationspraxis aus den USA, England, Deutschland, Belgien, Italien und der Ukraine haben einfließen lassen. Der Band ist beim Verlag oder beim Fachhändler eures Vertrauens erhältlich.