Es gibt eine neue Erhebung der AG Lehrbeauftragte in der Gesellschaft für Musiktheorie, die sich an Lehrbeauftragte für Musiktheorie und/oder Gehörbildung an Musikhochschulen und Universitäten richtet. Gegenstand sind die Arbeitsbedingungen und das Einkommen der Lehrbeauftragten und deren Einbindung in die institutionellen Strukturen. Die Beteiligung an der anonymen Online-Umfrage dauert 10–15 Minuten. Bitte nehmt selbst teil, wenn ihr zur Zielgruppe gehört, oder leitet den Link weiter – damit helft Ihr dabei, wertvolle Informationen über die größte Statusgruppe im akademischen Personal des Fachs Musiktheorie zu sammeln.
Von Äpfeln, Stämmen und anderen Dingen
Meine Kinder haben beide die Schule gewechselt und besuchen nun das Georg-Friedrich-Händel-Gymnasium Berlin, das über einen Musik-Schwerpunkt mit vielfältigem Ausbildungsprogramm verfügt. Die Ensembleangebote und Proben sind Bestandteil des regulären Stundenplans, so dass die Schüler:innen keine weiteren Nachmittagstermine wahrnehmen müssen. Meine 13jährige Tochter singt im Rundfunk-Kinderchor Berlin und weiterhin im Berliner Mädchenchor; außerdem bekommt sie Unterricht in Harfe, Klavier und Musiktheorie in der bezirklichen Musikschule. Mein 9jähriger Sohn spielt im Kinderorchester der Schule und wirkt zudem bei den Vokalhelden mit; in der Musikschule lernt er Gitarre und Geige. Beide Kinder beschäftigen sich außerdem mit dem Komponieren und zeigen eine sehr vielversprechende Einstellung und intrinsische Motivation zur Musik – es ist eine große Freude, das mitzuerleben!
Wieder einmal in Husum
Zum ersten Mal seit drei Jahren besuche ich die bezaubernde Stadt Husum und freue mich über die Gelegenheit, wieder einige Konzerte beim Festival Raritäten der Klaviermusik hören zu können. Nach dem hingebungsvoll gestalteten und kompetent moderierten Klavierabend von Christian Grøvlen am gestrigen Abend bin ich nun sehr gespannt auf die Darbietungen von Clare Hammond, Patrick Hemmerlé, Matthias Kirschnereit und dem einzigartigen Severin von Eckardstein.
Ganzheitliche Förderung statt nur Steuererleichterung
In der derzeitigen Debatte um die Umsatzsteuerbefreiung von Musikunterricht fehlt mir ein wenig der kulturpolitische Weitblick. Aus der Perspektive der Bildungsträger und Dienstleister:innen wird zu Recht befürchtet, dass sich durch eine Umsatzsteuerpflicht von Unterrichtsangeboten, die nicht zweifelsfrei einem gemeinnützigen oder berufsvorbereitenden Zweck dienen, oder durch einen verkomplizierten Prozess des Antragsverfahrens zur Befreiung von der Umsatzsteuerpflicht die Bildungsungerechtigkeit verstärkt, weil die steigenden Kosten letztlich zu Lasten der Endverbraucher:innen gehen dürften und damit diejenigen, die vom Unterricht profitieren sollen, stärker belastet würden. Eine vollständige Harmonisierung des nationalen Umsatzsteuerrechts mit der korrespondierenden EU-Mehrwertsteuersystemrichtlinie, die eine umfassende Steuerbefreiung von Bildungsdienstleistungen vorsieht, ist notwendig, um Musikunterricht für alle Bevölkerungsschichten finanzierbar zu machen und eine Wettbewerbsverzerrung zu Lasten privater Anbieter zu vermeiden (siehe auch die Positionierung der Bundesarbeitsgemeinschaft Selbstständigenverbände). Bei dieser Gelegenheit teile ich nochmals die mit diesem Ziel korrespondierende Petition mit der Bitte, diese mitzuzeichnen.
Allerdings greift diese Forderung meines Erachtens zu kurz: Für eine flächendeckende und nachhaltige Ermöglichung von musikalischer Grundausbildung unabhängig von Einkommen und sozialem Status der Familien bedarf es nicht nur einer Steuerentlastung, sondern auch einer verbesserten kommunalen und staatlichen Förderung. Jeder qualifizierte außerschulische Musikunterricht ist gemeinwohlorientiert und müsste, unabhängig davon, ob er in öffentlicher Trägerschaft, durch freie Institutionen oder durch Soloselbstständige angeboten wird, gewissermaßen mit einer negativen Steuer in Form von Subventionen ausgestattet sein, um Sozialverträglichkeit und Bildungsgerechtigkeit zu gewährleisten. Neben einer allgemeinen Umsatzsteuerfreiheit von Musikunterricht, unabhängig von dessen institutionellem Rahmen und der Rechtsform der Dienstleister:innen, braucht es dafür einen Ausbau von Finanzierungsmodellen, wie ihn der Bundesverband der Freien Musikschulen bereits seit Jahren fordert: die Aufstockung des Bildungsgutscheins und die vollständige steuerliche Absetzbarkeit der Gebühren für Musikunterricht. Würde die öffentliche Hand die für die Endverbraucher:innen entstehenden Kosten grundsätzlich zu 50 % subventionieren, könnte es gelingen, Unterrichtsentgelte von den Einkünften der Lehrkräfte und Betriebskosten der Anbieter zu entkoppeln, so dass die Interessen der Anbieter:innen und Kund:innen nicht mehr gegeneinander ausgespielt werden können. Eine faire und existenzsichernde Honorierung der Lehrkräfte wäre legitimierbar, ohne wie bisher den Vorwurf zu riskieren, dass Musikunterricht dadurch zu teuer wird. Haushaltspolitisch würde eine solche Subventionslösung eine Verlagerung der Steuerlast von Bildungsträgern auf umsatzstärkere und gewinnorientierte Bereiche der Musikwirtschaft erfordern, die auf diese Weise musikalische Basisausbildung stärker mitfinanzieren würden.
Musiktheorieunterricht mit digitalen Tools
Mein Artikel »The Digital Music Theory Classroom: Considerations for Technology-Based Teaching at Music Universities« wurde nun in der ZGMTH, der Zeitschrift der Gesellschaft für Musiktheorie, veröffentlicht. Der Beitrag präsentiert ein Konzept für den Musiktheorieunterricht, das auf dem Einsatz von digitalen Medien, Online-Plattformen und kollaborativen Dokumenten basiert. Zwei verschiedene Strategien werden vorgestellt, die sich im Hinblick auf die Organisation der Lehrveranstaltungen unterscheiden: ein Blended-Learning-Modell und ein Ansatz, der flexible Kontaktphasen und Inverted-Classroom-Einheiten kombiniert. Beide Wege sind geprägt durch eine Mischung aus Präsenz- und Online-Unterricht und können durch asynchrone E-Learning-Phasen ergänzt werden.