<span class="vcard">Wendelin Bitzan</span>
Wendelin Bitzan

Skrjabin-Konferenz in England

Ich freue mich sehr, am kommenden Wochenende an der Konferenz Scriabin @ 150 zum Jubiläumsjahr Aleksandr Skrjabins teilzunehmen, die an der Queen Anne’s School im englischen Caversham bei Reading stattfindet. Innerhalb einer illustren Gemeinschaft von Forscher:innen und Musiker:innen, die ihre Ansätze und Interpretationen zu Skrjabins Musik präsentieren, werde ich einige Gedanken zu den wenig beachteten Parallelen zwischen Skrjabin und seinem Moskauer Zeitgenossen Nikolaj Metner beisteuern. Vielen Dank an Kenneth Smith, Marina Frolova-Walker und alle anderen Kolleg:innen, die diese Veranstaltung möglich gemacht haben!

Interessenvertretung für Berliner Musiker:innen

Mit Spannung sehe ich fünf Meetings innerhalb von sechs Tagen entgegen, bei denen ich die Positionen des Vorstands des Deutschen Tonkünstlerverband Berlin und die Anliegen der Mitglieder darstellen und weitervermitteln möchte. Wir werden uns mit Vertreter:innen des Landesmusikrat Berlin, der Fachgruppe Musik von ver.di, des Bundesverbands der Freien Musikschulen, des DACH Musik Berlin und mit den Kolleg:innen vom Pro Musik Verband austauschen, um Perspektiven der freischaffenden künstlerischen Arbeit und Kulturpolitik zu diskutieren. Diese Aktivitäten geschehen auf der Grundlage ehrenamtlichen Engagements, solange keine Möglichkeit besteht, die Arbeit von Berufsverbänden und künstlerischen Interessenvertretungen durch öffentliche Förderung zu unterstützen. Also werden wir unsere Bemühungen auch mit dem übergeordneten Ziel, das Berufsfeld weiter zu professionalisieren, fortsetzen.

Lysenkos sowjetisches Erbe?

Kürzlich stieß ich in den sozialen Medien auf die Behauptung, dass die Nationalhymne der Sowjetunion, komponiert 1943 von Aleksandr Vasil’evič Aleksandrov und seit 2000 mit angepasstem Text als Hymne der russischen Föderation verwendet, durch ein Klavierwerk des ukrainischen Komponisten Mykola Vitalijovyč Lysenko, Fragment épique aus dem Jahr 1876, inspiriert worden sein könnte. Tatsächlich weist der Anfang der Hymne eine deutliche Ähnlichkeit mit einer Passage kurz vor dem Ende von Lysenkos Komposition auf. Handelt es sich hier um ›kreative Aneignung‹, wie diese Quelle nahelegt, oder gar um ein Plagiat (vorausgesetzt, dass Aleksandrov das Klavierstück von Lysenko kannte, was schwer zu beweisen sein dürfte)? Oder liegt nur eine zufällige Übereinstimmung der Melodie und Harmonik vor, die sich der gemeinsamen Bezugnahme beider Beispiele auf das Satzmodell der Romanesca bzw. des Dur-Moll-Parallelismus verdankt? Was meint ihr?

Workshop zu fairen Honoraren

Ich freue mich, an einer Diskussion zur Entwicklung für Honorarstandards in der öffentlichen Förderung von Musikprojekten in Berlin beteiligt zu sein. Als Vertreter des Deutschen Tonkünstlerverbands Berlin nahm ich heute an einer Gesprächsrunde mit Freischaffenden und Expert:innen aus verschiedenen Berliner Musikverbänden teil, die Empfehlungen für die Senatsverwaltung für Kultur und Europa erarbeiten wird – ein wichtiger Schritt für meinen Verband, um an den derzeitigen und zukünftigen kulturpolitischen Entwicklungen teilhaben zu können und den Mitgliedern eine Meinungsbildung zu ermöglichen. Ich bin gespannt auf die Fortsetzung der Gespräche in der nächsten Woche.

Bemühungen um faire Honorare für Freischaffende

In den vergangenen Wochen und Monaten haben sich verbandsübergreifend und auf verschiedenen politischen und strukturellen Ebenen Initiativen formiert, die sich für Mindeststandards oder Honoraruntergrenzen für freischaffende Musiker:innen einsetzen. Dabei wird zum Teil an bestehende Vorarbeiten in diesem Bereich (etwa durch die Deutsche Orchestervereinigung, die Tonkünstlerverbände Baden-Württemberg und Bayern oder den Sächsischen Musikrat) angeknüpft; in manchen Belangen fehlt aber noch eine übergeordnete Perspektive, um für möglichst viele Freischaffende sprechen zu können und plausible Forderungen für den gesamten Sektor formulieren zu können. Es existiert bisher keine zentrale Stelle, an der die folgenden jüngeren Initiativen und Arbeitsgruppen inhaltlich gebündelt und untereinander vernetzt werden.

  • Gesprächstermin auf Einladung der Kulturstaatsministerin Claudia Roth und des Arbeitsministers Hubertus Heil zum Thema »Soziale Absicherung verbessern« am 30.05.2022. Hier waren verschiedene Protagonist:innen und Freischaffendenverbände aus der Kultur- und Kreativwirtschaft beteiligt. Nach der Veröffentlichung eines Berichts zu den Diskussionsgegenständen ist noch unklar, wann und in welcher Form an den Termin angeknüpft wird, und ob daraus ein fester Arbeitskreis entsteht.
  • Gesprächstermin auf Einladung der Kultusministerkonferenz für die neu gegründete Kommission »Faire Vergütung von Künstlerinnen und Künstlern« am 22.06.2022. Es diskutierten Vertreter:innen aus der Musikbranche und den Fachverbänden, vorrangig über Möglichkeiten in der öffentlichen Kulturförderung. Nachdem das Vorhaben bereits im März 2022 in einer Pressemitteilung der Kultusministerkonferenz angekündigt wurde, gibt es bisher noch keine öffentliche Dokumentation der Gesprächsergebnisse oder Informationen über das geplante weitere Vorgehen.
  • Vorschlag der Sektion Kunst und Kultur der Gewerkschaft ver.di zur Berechnung von Basishonoraren vom 29.06.2022. Der veröffentlichte Beitrag stellt die Grundprinzipien des Berechnungsmodells vor, ermöglicht aber noch keine tieferen Einblicke in das Zahlenwerk, über dessen konkrete Ausgestaltung noch debattiert wird.
  • Konstituierende Sitzung einer im Präsidium des Deutschen Musikrats initiierten Arbeitsgruppe »Faire Vergütung« am 13.07.2022. Die Besetzung der Arbeitsgruppe wurde unilateral gesteuert; beteiligt waren Gewerkschaften und Berufsverbände, vorrangig auf Bundesebene. Eine Berichterstattung zu den ersten Arbeitsergebnissen und weiteren Perspektiven steht noch aus.
  • Umfrage der Initiative SO_LOS in Kooperation mit ver.di zu Honoraren von Soloselbständigen, gestartet am 15.07.2022. Die branchenübergreifende Erhebung »Reden wir über Geld!« bezieht sich auf aktuelle Freischaffendenhonorare weit über den Kulturbetrieb hinaus und soll eine Orientierung für individuelle und kollektive Verhandlungen geben. Eine Veröffentlichung der Umfrageergebnisse ist für Oktober 2022 geplant.