<span class="vcard">Wendelin Bitzan</span>
Wendelin Bitzan

Wie Musiker zu Tätern werden

Ein sehr lesenswerter Artikel, verfasst von dem Klavierprofessor Florian Hölscher von der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt, über Hierarchien und Machtmissbrauch in der klassischen Musikausbildung. Mit vielfältigen historischen Bezügen zu den Phänomenen Meisterlehre und Genieästhetik, einer erhellenden Darstellung des George-Kreises als Beispiel für psychische und sexuelle Abhängigkeit von einem Mentor bzw. Guru, sowie einer Typologie potentieller Täter in künstlerischen Unterrichtsverhältnissen. Vielen Dank für die Bereitstellung des Texts für das Pro Musik Magazin!

Digitalisierter Musiktheorie-Unterricht

Ich habe versucht, meine Erfahrungen in der medienbasierten Hochschullehre zusammenzufassen, und einige persönliche Leitlinien für den digitalisierten Musiktheorie-Unterricht erstellt. Entstanden ist eine kondensierte Konzeption mit flexiblen Anwendungsgebieten und Lehrformaten: in Präsenz, online, hybrid sowie alternierende Mischformen. Berücksichtigt wird auch der synchrone und asynchrone Einsatz von kollaborativen Cloud-Dokumenten und Whiteboards – ein Kernelement meiner Musiktheorie-Lehrmethodik während der letzten drei Jahre. Weitere wesentliche Komponenten sind Lernplattformen, open educational resources und multimediale Interaktion mittels virtueller Musizier-Apps und MIDI-Geräten. Ich würde mich über einen Austausch freuen, wenn euch das Konzept interessiert oder ihr eigene Gedanken zum Thema habt. Ergänzungen oder Vorschläge sind ebenfalls herzlich willkommen.

» Meine Leitlinien für den medienbasierten Musiktheorieunterricht ansehen

Types and Prototypes: Studientag in Hamburg

Dieser Monat ist bereits übervoll mit Konferenzen und Symposien, aber die folgende Veranstaltung könnte sich tatsächlich lohnen zu verfolgen: Gemeinsam mit Patrick Becker und Roberta Vidic organisiere ich einen hybriden Studientag unter dem Titel Types and Prototypes: Towards a Theory of Compositional Models in East-European Music, der sich mit Theorien von Satzmodellen und Schemata in dem genannten Repertoire beschäftigen wird. Die Veranstaltung wird von der Hochschule für Musik und Theater Hamburg ausgerichtet und findet am kommenden Samstag, 18. Februar, 15–20 Uhr sowohl vor Ort als auch online via Zoom statt.

Wir freuen uns auf ein vielversprechendes Vortragsprogramm mit Musikwissenschaftler*innen und Musiktheoretiker*innen aus vier verschiedenen Ländern: Bart de Graaf (Amsterdam), Inna Klause (Hannover), Olha Kushniruk (Cambridge), Rebecca Mitchell (Vermont) und Jeff Yunek (Georgia). Der Studientag wird von Christoph Flamm (Heidelberg) moderiert. Alle interessierten Menschen sind herzlich zur Teilnahme eingeladen – Informationen zur Anmeldung finden sich auf dieser Webseite.

Schicksalslieder mit dem Vokalsystem Berlin

Ein weiteres spannendes Chorwochenende liegt hinter mir, an dem ich bei zwei aufeinanderfolgenden Konzerten in der Martin-Luther-Kirche Neukölln am 11. und 12 Februar Musik von Melissa Dunphy, Ēriks Ešenvalds und Johannes Brahms aufführen durfte, gemeinsam mit dem Vokalsystem Berlin, Johannes David Wolff und dem Pianisten Adrian Heger. Es war ein faszinierendes Ereignis in einer förmlich bewusstseinserweiternden Konzeptualisierung mit Beleuchtung, Nebel und immersiver Surround-Gesangsbeschallung. Ich freue mich bereits auf die nächste Probenphase!

Ein Panoptikum des vierstimmigen Satzes

Die letzte Woche meines Semesters an der Technischen Universität Dortmund ist vorüber und hat einen faszinierenden Höhepunkt (durchaus im wörtlichen Sinne) in der analytischen Auseinandersetzung mit Skrjabins Poème de l’extase erreicht. Zudem fand die Abschlusspräsentation meines Tonsatz-Seminars in Gestalt eines Werkstattkonzerts statt, bei dem die Studierenden elf verschiedene, in den letzten Monaten entstandene Arbeiten aufführten: Diskantlieder im Renaissance-Stil, lutherische Kantionalsätze und Choräle nach Vorbildern von Schütz und Bach, sowie romantische Liedsätze in vierstimmigen Adaptionen. Das Vokalensemble bestand aus zwölf engagierten Studierenden aus den Bachelor-Studiengängen Lehramt Musik und Musikjournalismus, wobei die Letzteren auch eine Anzahl von Programmtexten und Moderationen zum Konzert beisteuerten. Eine schöne und bereichernde Erfahrung – vielen Dank an alle Beteiligten!