Man kann von einer dramatischen Schieflage sprechen, wenn man einen vierstündigen Lehrauftrag für Nebenfächer ausschreibt und daraufhin mehr als 20 Bewerbungen aus drei Ländern erhält, die Hälfte davon von vielseitig ausgebildeten Künstler_innen und Wissenschaftler_innen mit Doktorgraden und anderen Verdiensten. Der Umstand, dass sich Scharen hochqualifizierter Akademiker_innen noch im fortgeschrittenen Karrierestadium um unterbezahlte Beschäftigungsverhältnisse bemühen, ist bezeichnend für den desolaten Zustand, zu dem sich der universitäre Lehrbetrieb entwickelt hat. Für Hochschulleitungen als Arbeitgeber muss es hochgradig frustrierend sein zu beobachten, wie die eigenen Absolvent_innen einem übersättigten Arbeitsmarkt ausgesetzt werden – und erst recht in Zeiten einer Pandemie. Dieses System muss dringend reformiert werden.