Nun hat Berlins meistverehrter Dirigent sich von seinem Posten als Generalmusikdirektor der Staatsoper Unter den Linden zurückgezogen (während er selbstverständlich weiterhin als Chefdirigent auf Lebenszeit der Staatskapelle Berlin amtiert). Ich habe größtes Verständnis für den Drang, seine Verdienste zu würdigen, und teile die meisten der bereits geäußerten Einschätzungen von Barenboims Lebensleistung. Aber wie wäre es, wenn wir bei dieser Gelegenheit aufhörten, Dirigenten mit dem längst überholten Begriff maestro zu titulieren? Diese Bezeichung steht für toxische traditionelle Hierarchien, zementiert Ungleichheit und Machtmissbrauch und begünstigt künstlerische und administrative Untergebenheit. Es wäre sehr zu begrüßen, wenn wir uns hier sowohl im Musikjournalismus als auch im Umgangssprachgebrauch einen Schritt weiter bewegen würden.