Ich trauere um meinen Freund und Kollegen Stephan Schönlau (1985–2024), der zweieinhalb Jahre lang gegen eine Krebserkrankung angekämpft hat und kürzlich während der Weihnachtsfeiertage verstorben ist. Es zerreißt mir das Herz, eine Person von derartiger Aufrichtigkeit, Aufmerksamkeit, Integrität und Liebenswürdigkeit zu verlieren, und umso mehr, als diese Person solch ein lieber und geschätzter Weggefährte in beruflichen wie privaten Zusammenhängen gewesen ist.
Stephan war Musiktheoretiker und Dozent an Musikhochschulen in Berlin und Dresden. In seiner Forschung hat er sich vor allem mit dem Studium der Generalbasstradition und der Gattungsgeschichte von Passacaglia und ground beschäftigt und damit neue Perspektiven zur englischen und italienischen Barockmusik eröffnet. Als Mitglied der GMTH und ihrer Arbeitsgemeinschaft Internationales hat er die International Lecture Series der Gesellschaft mitbegründet und geleitet und präsentierte seine Ansätze zur transkulturellen Musiktheorie und für die Integration von Musiktraditionen unterschiedlichster Herkunft in die musiktheoretische Lehre. Damit hat er einen wesentlichen Beitrag zur Weiterentwicklung der europäischen Fachkultur geleistet. Als interkontinentales und multiethnisches Paar waren Stephan und sein Ehemann zudem in manchen Belangen ein Beispiel für Vielfalt und Pluralität – und werden dies weiterhin sein.
Stephan und ich standen in engem Kontakt zu verschiedenen Themen; wir erörterten das Verhältnis von Musik und Politik, Karrierewege im akademischen Bereich sowie aktuelle Entwicklungen in der europäischen und amerikanischen Musiktheorie. Es war mir eine Ehre, mich mit ihm austauschen zu können. Unsere Kommunikation hat meinen Horizont erweitert und mehr als einmal bewirkt, dass ich meine eigenen Ansichten in Frage gestellt habe. Möge er in Frieden ruhen; möge seine liebenswerte Art bei allem, was er tat, ein Vorbild für Menschen sein, die seine Ideale und Überzeugungen teilen; und mögen seine Familie und Freunde Trost und Zuversicht in dem Gedanken finden, dass sein Wirken für viele, die ihn kannten und ihm begegnet sind, eine Quelle der Inspiration bleiben wird.
Danke für das aufrichtige und äußerst treffende Statement! Ich schließe mich still in allem an. Der Familie und seinem Mann von Herzen mein Mitgefühl. Es bleibt Einiges von Stephan in dieser Welt erhalten und wird sie da und dort ein bisschen besser machen. Danke, Stephan!