Ich habe das Detect Classic Festival in Neubrandenburg besucht, ein dreitägiges, von Konstantin Udert und Joseph Varschen entwickeltes und kuratiertes multistilistisches Eventformat. In bezaubernder Atmosphäre am Ufer des Tollensesees präsentierte das Festival ein vielfältiges Line-up mit klassischer und elektronischer Musik, die in zwei vormals militärisch genutzten Industriehallen aufgeführt wurde. Trotz der musikalischen Stilvielfalt (die ich bemerkenswert fand, auch wenn zeitgenössische Kunstmusik und Jazz weitgehend fehlten), war mein Eindruck, dass das klassische Konzertpublikum und die Partygänger_innen sich nicht tatsächlich miteinander vermischten. Die Eckpunkte des Programms, Orchesterkonzerte der Jungen Norddeutschen Philharmonie, des Ensemble Reflektor und des famosen Stegreif.Orchester, zogen ein anderes und deutlich zahlreicheres Publikum an als die übrigen Darbietungen, vermutlich bedingt durch die Bewerbung der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern, in deren Rahmen die Veranstaltung stattfand. Es stellt sich die Frage, ob traditionelles Klassik-Marketing überhaupt geeignet ist, ein Festival zu promoten, das gerade auf die Überwindung von Genregrenzen und Publikumsgruppen abzielt. Eine erfolgreiche Verbindung zwischen Konzertsaal- und Clubkultur lässt sich wahrscheinlich nicht durch das Musikmanagement, sondern am ehesten durch das Wirken und die Aufgeschlossenheit der Künstler_innen verwirklichen. In dieser Hinsicht haben mich die Performances von Alexej Gerassimez, dem Ensemble Deep Strings und der Band AFAR am meisten beeindruckt. Ungeachtet meiner leichten Zweifel war das Festival eine überaus lohnende Erfahrung, die meine Perspektive auf den Musikbetrieb erneut geweitet und verdeutlicht hat, was bei der Gestaltung zeitgemäßer Konzertveranstaltungen getan werden kann und sollte.