Hier sind einige Überlegungen, wie eine berufsständische Organisation für Musiker_innen beschaffen sein sollte. Soweit ich sehe, existiert kein Berufsverband, der alle diese Eigenschaften aufweist, aber möglicherweise irre ich mich. Ergänzungen und weiterführende Gedanken sind sehr erwünscht!
- Der Verband sollte in erster Linie freischaffende Musizierende und Musikunterrichtende repräsentieren und in deren Interesse agieren, indem er sie durch Networking und Lobbying unterstützt, ihre wirtschaftliche Situation genau kennt und politische Initiativen zur Etablierung einer festen Honorarordnung anstößt.
- Er sollte in einen Dialog auf Augenhöhe mit Bundes- und Landespolitikern eintreten und in permanentem Austausch mit Vertretern der Musik- und Medienindustrie, des Verlagswesens, der Verwertungsgesellschaften, der Gewerkschaften und der Künstlersozialkasse stehen.
- Er sollte über das Musikgeschäft hinaus denken und mit anderen Freiberuflerverbänden und Organisationen aus benachbarten Bereichen der Kreativbranche zusammenarbeiten.
- Seine Organe und Vorstandsmitglieder sollten dauerhaft in der Öffentlichkeit stehen und in allen relevanten Medien (Print, TV und Radio, Internet) präsent sein. Die Außendarstellung des Verbands ist von großer Bedeutung und sollte einer professionellen Pressestelle anvertraut werden.
- Er sollte eine eigene Zeitschrift oder Verbandsjournal herausgeben, das sich den wichtigsten Themen der Mitgliederschaft widmet und unabhängig von anderen Medien oder Periodika erscheint.
- Er sollte den Mitgliedern kostenlose Rechtsberatung sowie Sonderkonditionen bei Versicherungen (Haftpflicht, Unfall, Berufsunfähigkeit) anbieten.
- Er sollte die Organisation von Konzerten und anderen öffentlichen Veranstaltungen von der Zustimmung der Mitglieder abhängig machen und solche Aktivitäten regelmäßig evaluieren und legitimieren lassen.
- Er sollte die Mitglieder ermutigen, sich an verbandsinternen Diskussionen zu Fachthemen zu beteiligen, ihre Ideen öffentlich zu präsentieren und für spezielle Themen Arbeitsgruppen zu bilden, die dem Vorstand regelmäßig Bericht erstatten.
- Er sollte an Musikhochschulen und Universitäten gezielt neue Mitglieder akquirieren sowie ein Nachwuchsförderprogramm und ein Prämiensystem zur Mitgliederwerbung erarbeiten.
- Er sollte eine professionelle und von Vollzeitkräften versehene Geschäftsführung unterhalten, die für die gesamte Buchhaltung und die Mitgliederverwaltung zuständig ist. Die Haushaltsplanung und alle Finanztransaktionen sollten gegenüber allen Mitgliedern transparent gemacht werden.
- Er sollte die Amtszeit der Vorstandsmitglieder auf 2–3 Jahre begrenzen und eine Stimmrechtsübertragung für Wahlen gestatten. Zweimal im Jahr sollte eine Online-Mitgliederversammlung stattfinden, um größtmögliche Partizipation an allen maßgeblichen Entscheidungen des Verbands zu ermöglichen.
- Er sollte gestaffelte Mitgliedsbeiträge anbieten, die einen Anteil von 1 % des Nettojahreseinkommens des jeweiligen Mitglieds nicht überschreiten.