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Grüße zum Jahreswechsel

Schöne Feiertage euch allen, was auch immer ihr in diesen Tagen feiert! Zum Jahresende möchte ich eine Kleinigkeit mit euch teilen: den Konzertmitschnitt von einer aktuellen Aufführung meiner Musik. Petra Vidmar und Erazem Grafenauer vom Duo Xylocorda präsentieren hier meine Duo-Komposition Am Waldesrand für Gitarre und Marimbaphon, die im Oktober 2019 als Teil eines Konzerts im Rathaus von Ljubljana erklungen ist. In der Hoffnung, dass ihr dieser Darbietung mit ebenso viel Freude lauschen möget wie ich, hoffe ich auf baldige Begegnungen im Jahr 2020.

Ein musikalischer Abschiedsgruß

Gestern besuchte ich die Abschiedsfeier des ehemaligen Kammerchors der Universität der Künste Berlin, in dem ich während der letzten vierzehn Jahre gesungen und an zahlreichen Aufführungen mitgewirkt habe. Es war eine emotionale und an wertvollen Gesprächen reiche Zusammenkunft derjenigen Sängerinnen und Sänger, die den Chor bis zuletzt begleitet haben. Ich beteiligte mich mit einem Klaviervortrag von Max Regers Nachtlied op. 138 Nr. 3, das ich in einer eigenen, zu diesem Anlass entstandenen Transkription spielte (hier sind die Noten meiner Fassung zu finden, dazu eine Aufnahme des Originalstücks mit dem Kammerchor). Mit dieser Komposition, einem der intimsten und berührendsten Werke des Chorrepertoires, verbinde ich einige unvergessliche Erinnerungen an das Musizieren mit meinen Chorkolleginnen und Kollegen, für die ich zutiefst dankbar bin.

Ukrainische Musikgeheimnisse

Eins weiß ich sicher: Über dem Kleinen Saal der Musikakademie Odessa schwebt der Geist von Emil Gilels. Überdies scheint diese Institution das einzige Konservatorium in Europa zu sein, das nach einer Frau benannt ist: nämlich der Koloratursopranistin Antonina Neždanova, der Widmungsträgerin von Rachmaninovs Vokalise. Andere Fragen hingegen sind während meiner Reise in die Ukraine offen geblieben: Warum haben Horowitz und Richter nicht mehr Musik von Metner aufgeführt, dessen Gastspiele im Land sie im Jahre 1927 miterlebten? Wo genau wurde Horowitz geboren? Und wie um alles in der Welt konnten die sowjetischen Behörden ihm einen Pass mit dem falschen Vatersnamen ›Semënovič‹ anstatt ›Samuilovič‹ ausstellen? Möglicherweise werden diese obskuren Sachverhalte eines Tages durch weitere Forschungen erhellt. Ich bin nun auf dem Weg ins schöne L’viv, wo ich einen weiteren Tag verbringen werde, bevor ich zur Alltagsroutine zurückkehre – das beginnende Wintersemester an der Robert Schumann Hochschule Düsseldorf wird meine ganze Aufmerksamkeit fordern.

Zehnjähriges Entzücken

Im Herbst 2009 nahm eine Geschichte ihren Anfang, deren Nachwirkungen bis heute anhalten und die mich auch künftig weiter umtreiben wird: Als ich mit der Einstudierung von Nikolai Metners Sonate-Ballade op. 27 begann, war ich sofort gefesselt von der raffinierten Dichte des Klaviersatzes, der Ausgewogenheit der Form und der intellektuellen Tiefe der Musik. Meine nachhaltige Faszination für Metners Kunst wurde durch die Beschäftigung mit diesem Werk ausgelöst und übertrug sich bald auf große Teile seines Schaffens.

Ein Jahrzehnt später, nach zahlreichen Artikeln, Präsentationen und einer Dissertation, fühle ich mich berufen, den ersten Satz dieser anspruchsvollen Komposition erneut als Pianist in Angriff zu nehmen. Mit Spannung und Freude darf ich zwei Anlässe ankündigen, zu denen ich ein Gesprächskonzert über die Sonate-Ballade präsentieren werde: zunächst als Bestandteil eines Hauskonzerts bei meiner geschätzten Kollegin Ekaterine Chvedelidze in Berlin-Prenzlauer Berg, stattfindend (in Übereinstimmung mit der Opuszahl!) am kommenden Freitag, 27. September, ab 19 Uhr – eine Wegbeschreibung gibt es auf Anfrage. Der zweite Auftritt, diesmal in englischer Sprache, folgt am Freitag, 4. Oktober, um 11 Uhr im Kleinen Saal der Musikakademie Odessa, und zwar im Rahmen des Festivals MedtnerFest XXI, an dem teilzunehmen ich die Ehre habe. Wie stets wird es mein größtes Vergnügen sein, meine Bemühungen durch eure geschätzte Gegenwart belohnt zu wissen.

Ein wegweisendes Festival am See

Ich habe das Detect Classic Festival in Neubrandenburg besucht, ein dreitägiges, von Konstantin Udert und Joseph Varschen entwickeltes und kuratiertes multistilistisches Eventformat. In bezaubernder Atmosphäre am Ufer des Tollensesees präsentierte das Festival ein vielfältiges Line-up mit klassischer und elektronischer Musik, die in zwei vormals militärisch genutzten Industriehallen aufgeführt wurde. Trotz der musikalischen Stilvielfalt (die ich bemerkenswert fand, auch wenn zeitgenössische Kunstmusik und Jazz weitgehend fehlten), war mein Eindruck, dass das klassische Konzertpublikum und die Partygänger_innen sich nicht tatsächlich miteinander vermischten. Die Eckpunkte des Programms, Orchesterkonzerte der Jungen Norddeutschen Philharmonie, des Ensemble Reflektor und des famosen Stegreif.Orchester, zogen ein anderes und deutlich zahlreicheres Publikum an als die übrigen Darbietungen, vermutlich bedingt durch die Bewerbung der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern, in deren Rahmen die Veranstaltung stattfand. Es stellt sich die Frage, ob traditionelles Klassik-Marketing überhaupt geeignet ist, ein Festival zu promoten, das gerade auf die Überwindung von Genregrenzen und Publikumsgruppen abzielt. Eine erfolgreiche Verbindung zwischen Konzertsaal- und Clubkultur lässt sich wahrscheinlich nicht durch das Musikmanagement, sondern am ehesten durch das Wirken und die Aufgeschlossenheit der Künstler_innen verwirklichen. In dieser Hinsicht haben mich die Performances von Alexej Gerassimez, dem Ensemble Deep Strings und der Band AFAR am meisten beeindruckt. Ungeachtet meiner leichten Zweifel war das Festival eine überaus lohnende Erfahrung, die meine Perspektive auf den Musikbetrieb erneut geweitet und verdeutlicht hat, was bei der Gestaltung zeitgemäßer Konzertveranstaltungen getan werden kann und sollte.