Tücken der Namensgebung
Tücken der Namensgebung

Tücken der Namensgebung

Das Berliner Verkehrsunternehmen BVG hat angekündigt, den U-Bahnhof Mohrenstraße, eine zentrale Station im Bezirk Mitte, in Glinkastraße umzubenennen. Es ist gerechtfertigt, den bisherigen Namen wegen der Verwendung eines antiquierten und als abwertend empfundenen Begriffs in Frage zu stellen; etliche Stimmen kritisieren nun jedoch auch den geplanten neuen Namen, der auf die nach dem russischen Komponisten Michail Glinka benannte Straße verweist. Glinka, der 1857 in Berlin starb, wird aufgrund seiner zaristisch-nationalistischen Haltung und insbesondere wegen antisemitischer Äußerungen in seinen Briefen als unangemessene Wahl empfunden. Anlass für die Diskussion ist jedoch allein die Benennung des U-Bahnhofs und nicht der Straße, von der diese abgeleitet ist oder sein wird, und die Glinkastraße an sich ist bisher genauso unangefochten wie etwa der Richard-Wagner-Platz. In meinen Augen ist es anachronistisch, Dinge oder Stätten überhaupt nach Personen zu benennen. Menschen sind nun einmal angreifbar und verhalten sich unmoralisch, und wenn man tief genug gräbt, wird man über so gut wie jeden und jede etwas Diskreditierendes finden. Mir erscheint es sinnvoller, zu neutralen und unverfänglichen Alternativen zu greifen. Wie wäre es in diesem konkreten Fall mit U-Bahnhof Mitte West?

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